Die Brexit-Verhandlungen könnten nach Angaben des britischen Außenministers Dominic Raab auch nach Ablauf der bis Sonntag gesetzten Frist weitergehen. Eine Verlängerung sei unwahrscheinlich, aber wenn man mit der EU verhandle, dürfe man "niemals nie" sagen, erklärte Raab am Donnerstag in der BBC. Auch nach Sonntag könne es noch Gespräche geben. "Es gibt immer noch einen gewissen Spielraum, um weiter zu reden, aber es gibt noch erhebliche Unterschiede."

Am Sonntag müsse Bilanz gezogen und über die Zukunft der Verhandlungen entschieden werden, so Raab. Am Mittwoch hatten der britische Premierminister Boris Johnson und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Frist für die Verhandlungen bis zum "Ende des Wochenendes" vereinbart.

Bewegung bei den Verhandlungen notwendig

EU-Chefunterhändler Michel Barnier und sein britisches Gegenüber David Frost sollen nun ihre Verhandlungen fortsetzen. Strittig sind weiterhin vor allem die Fischereirechte und Garantien für einen fairen Wettbewerb sowie ein Mechanismus zur Streitschlichtung im Falle von Verstößen gegen das geplante Abkommen. Raab sagte, diese Themen seien für sich genommen zwar von begrenztem Umfang. Für sein Land stünden sie aber für bestimmte Prinzipien. Hier sei eine "substantielle Bewegung" erforderlich.

Ohne einen Vertrag inklusive eines Handelsabkommens bis Jahresende droht Anfang 2021 ein harter Bruch mit Verwerfungen für die Wirtschaft beiderseits des Ärmelkanals. Großbritannien war zwar bereits Ende Januar aus der EU ausgetreten. Am 31. Dezember endet aber die Übergangsphase, in der Großbritannien noch EU-Regeln anwenden muss. Ohne ein Anschlussabkommen würden Zölle inkrafttreten, Großbritannien hätte dann auch keinen Zugang mehr zum EU-Binnenmarkt. (reuters, apa)