Personen- und Warenverkehr ohne Grenzkontrollen: Was für die Schengenzone in der EU gilt, soll auch zwischen den südosteuropäischen Staaten möglich sein. Vor zwei Jahren haben drei Länder mit dem Projekt begonnen, nun wurde bei einem regionalen Wirtschaftsforum in Skopje der "Mini-Schengenraum" in "Open Balkan" umgetauft. Die Premierminister Nordmazedoniens und Albaniens, Zoran Zaev und Edi Rama, sowie Serbiens Präsident Aleksandar Vucic unterzeichneten am Rande des Treffens auch drei Vereinbarungen, die eine weitere Festigung der Zusammenarbeit sichern sollen.

Zwei davon beziehen sich auf den freien Verkehr von Waren und Dienstleistungen in der Region sowie den freien Zugang von Bürgern der drei Staaten zu den Arbeitsmärkten. Die dritte Vereinbarung soll größere Zusammenarbeit im Falle von Naturkatastrophen sichern.

"Open Balkan" soll Wirtschaft ankurbeln

Präsident Vucic meinte, dass ab 1. Jänner 2023 die Grenzen der drei Länder bei Reisen ihrer Bürger unsichtbar sein würden, wie dies eben in der Schengenzone der Fall ist. Ursprünglich waren auch Bosnien-Herzegowina, Montenegro und der Kosovo aufgerufen, sich der Initiative anzuschließen, die Reisen nur mit einem Personaldokument ermöglichen soll.

Bosnien-Herzegowina und Montenegro hatten die Idee zuerst abgelehnt, der Kosovo hingegen soll entsprechend der Vereinbarung, die zwischen Belgrad und Prishtina im September 2020 in Washington erzielt worden war, in den Mini-Schengenraum aufgenommen werden. Allerdings ist die Regierung des aktuellen Premiers Albin Kurti dem Vorhaben ebenfalls abgeneigt. Kurti setzt sich stattdessen für den Abschluss eines Freihandelsabkommens für Südosteuropa ein.

Wirtschaftliche Ziele verfolgen aber auch die drei an "Open Balkan" beteiligten Staaten: Sie erhoffen sich eine bedeutende Steigerung ihrer Bruttosozialprodukte (BIP). Diese werden heuer den Gesamtwert von 76 Milliarden Euro erreichen, was, wie Vucic feststellte, weniger als das derzeitige BIP der Slowakei wäre. Albanien, Serbien und Nordmazedonien haben zusammen knapp zwölf Millionen Einwohner, die Slowakei um gut die Hälfte weniger.