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Panik am Badestrand

Von Michael Schmölzer

Politik

Italien, Griechenland und die Türkei von Brandkatastrophen heimgesucht. Eigener EU-Mechanismus sorgt für Hilfe.


Zahllose Brände wüten in Italien, rund 800 sollen es sein, darunter allein 250 auf Sizilien. In Griechenland, ebenfalls eines der beliebtesten Urlaubsländer der Österreicher, sieht es nicht besser aus: Auf dem Peloponnes mussten Touristen und Einheimische in letzter Minute vor den Flammen in Sicherheit gebracht werden, auch in der Türkei wurden dutzende Dörfer und Hotels evakuiert. Dabei lässt die unerträgliche Hitze nicht nach. Für heute, Dienstag, werden in Griechenland bis zu 47 Grad Celsius erwartet.

In Italien ist die Lage derart angespannt, dass die Behörden jetzt die EU um Hilfe mit Löschflugzeugen gebeten haben. Unser südlicher Nachbar ist hier an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen, alle extra für Waldbrände ausgerüsteten Kanada-Amphibienflugzeuge sind bereits im Einsatz.

Hilfe für die Türkei

In der EU sieht man sich für die Hilfeleistung gerüstet - auch wenn die Katastrophen auf erschreckende Weise zunehmen. Seit 2001 gibt es einen entsprechenden Mechanismus, der bereits mehr als 400 Mal in Aktion trat. Rasch können damit Reservekapazitäten abgerufen werden, darunter befinden sich auch Löschflugzeuge.

Wobei die EU ungeachtet aller politischen Spannungen derzeit auch der Türkei unter die Arme greift, wie der "Wiener Zeitung" in Brüssel bestätigt wurde: Man habe ein kroatisches und zwei spanische Löschflugzeuge mobilisiert, heißt es hier. Und die EU wäre zu weiterer Hilfeleistung bereit. Österreich verfüge aufgrund der heimischen Topografie über keine Löschflugzeuge, sondern über entsprechende Hubschrauber, heißt es aus dem Innenministerium. Bei den Löschflugzeugen gebe es einen laufenden Austausch zwischen Spanien, Portugal, Frankreich, Italien und Zypern.

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Dass bei Katastrophen grenzüberschreitende Hilfe zwangsläufig nötig ist, weiß man in Österreich aus eigener Erfahrung. So kooperierten österreichische Feuerwehren und die der kommunistischen CSSR bei Waldbränden schon vor der Wende 1989. Der damals noch existente Eiserne Vorhang konnte nicht verhindern, dass das Feuer aus der CSSR nach Österreich - und umgekehrt - übergriff.

Das war lange, bevor die Auswirkungen des Klimawandels spürbar wurden. Heute ist ein EU-Krisenreaktionszentrum im Dauereinsatz, im Katastrophenfall soll innerhalb weniger Stunden Hilfe kommen. Man stützt sich hier auch auf ein topmodernes Europäisches Waldbrandinformationssystem, das mit Satellitenbildern arbeitet und die Lage permanent beobachtet. Derzeit werden Satellitenbilder ausgewertet, um das Ausmaß der Schäden in Griechenland und Italien abschätzen zu können.

Mit Kübel und Schlauch

Auf den Bildern nicht sichtbar sind die dramatischen Szenen, die sich in der italienischen Adria-Stadt Pescara abspielten: Bewohner rannten mit Kübeln und Gartenschläuchen auf die Straße, um ihre Häuser zu retten, während die Flammen immer näher rückten. An den Stränden kam es zu einer Massenpanik, da der Wind Funken aus dem brennenden Wald anwehte, viele ergriffen die Flucht. Auf der Adria-Bahnlinie kam es wegen der Brände zu starken Verzögerungen. Einige Autobahnstrecken mussten geschlossen werden, weil die Flammen die Fahrbahn fast erreicht hatten.

In der süditalienischen Badeortschaft Campomarino Lido wurden Touristen wegen Brandgefahr von drei Campingplätzen in Sicherheit gebracht, weitere 900 Badegäste verließen aus Angst die Ortschaft. Schwere Brände toben derzeit auch in Apulien sowie in der süditalienischen Provinz Campobasso. Auch der Westen Sardiniens war besonders betroffen. Dort brannten Wälder und Häuser ab. Rettungskräfte mussten Menschen in letzter Minute in Sicherheit bringen.

Angst vor Stromausfällen

In Griechenland sorgt neben den Bränden die enorme Hitze vor Probleme. Die Behörden warnen die Bevölkerung bereits vor Hitzeschlag und gesundheitlichen Dauerschäden.

Eine große Sorge der Regierung in Athen ist, dass es zu mehrstündigen Stromausfällen kommen könnte. Unzählige Klimaanlagen laufen seit Tagen ununterbrochen auf Hochtouren. Das Energieministerium rief alle Bürger dazu auf, die Anlagen nicht auf die niedrigste Temperatur einzustellen: "26 Grad und nicht mehr", hieß es. Auch das Kochen mit Öfen sollte vermieden werden. Waschmaschinen sollten um die Mittagszeit - wenn der Energieverbrauch am höchsten ist - nicht benutzt werden.

Unklar war zuletzt, wann die Hitze nachlässt. Einige Meteorologen befürchteten, die hohen Temperaturen könnten noch einige Tage andauern. Der Ausbruch neuer Brände wäre dann vorprogrammiert.