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Europas Polyphonie der Corona-Maßnahmen

Politik

Alle Länder lockern, aber mit sehr unterschiedlichen Zugängen. Heute berät die Politik auch in Deutschland und der Schweiz.


Berlin/Bern/Den Haag. Omikron grassiert überall in Europa und dies heftig. Einige Länder befinden sich bereits auf der anderen Seite der Infektionswelle, Österreich hat gerade eben die Kurve gekratzt, wobei unsicher ist, ob der neue Omikron-Ableger BA.2, ähnlich wie in Dänemark, nicht doch zu einem erneuten Anstieg führen wird. Zumal ja auch gelockert wird.

Österreich beschreitet damit aber keineswegs eigene Wege. Überall werden trotz nach wie vor hoher Fallzahlen die Regeln gelockert. Grund dafür ist, dass sich die Belastung in den Spitälern einigermaßen in Grenzen hält. Es ist bisher nicht zu manifesten Überlastungen gekommen. Der niederländische Gesundheitsminister Ernst Kuipers sprach etwa von einer "unglaublich hohen Zahl an Infektionen", aber "glücklicherweise einem relativ geringen Druck auf die Gesundheitsversorgung".

Holland will komplett öffnen

Obwohl die Niederlande derzeit täglich etwa doppelt so viele Corona-Fälle registrieren wie Österreich, wird am Freitag die Sperrstunde auf 1 Uhr hinaufgesetzt und werden größere Zusammenkünfte zugelassen. Ende Februar sollen dann so gut wie alle Einschränkungen fallen. Bei sehr heiklen Settings, etwa Diskotheken und großen Konzerten, soll es eine Testpflicht geben, und zwar für alle, also auch für Geimpfte.

Auch wenn der Trend überall in Richtung Lockerungen geht und kein Land derzeit seine Maßnahmen verschärft, sind die noch bestehenden Regelwerke in den einzelnen Ländern doch sehr unterschiedlich.

Die Schweiz hat Clubs und Diskotheken bereits geöffnet, allerdings mit einer 2G-Plus-Regel versehen (geimpft/genesen und getestet), in der Schule gibt es eine Maskenpflicht erst ab der Sekundarstufe 2, dafür sind private Treffen strenger reguliert. Wie in Österreich soll heute auch in der Schweiz über weitere Lockerungen beraten werden, zur Debatte steht das völlige Ende aller Maßnahmen.

Auch in Deutschland wird darüber zwischen Bundesregierung und Ländern debattiert. Die großen Lockerungen dürften dort aber nicht unmittelbar bevorstehen, sondern für die zweite Märzhälfte geplant sein. Experten warnten angesichts von BA.2 vor einer zu abrupten Öffnung, noch ehe sich die Lage in den Krankenhäusern weiter entspannt hat.

Masken drinnen, Clubs offen

Spanien und Italien bleiben den Masken treu, sie müssen aber nun im Freien nicht mehr getragen werden, in Innenräumen schon und das wohl noch einige Wochen. Mit Ausnahme der Gastronomie. Auf der anderen Seite sind diese Länder großzügiger im Umgang mit heiklen Settings wie Discos. Diese haben zum Teil bereits aufgesperrt. In Italien waren sie ab Dezember zu.

In Frankreich wird die Maskenpflicht an Schulen zum Teil gelockert. In den Pausenhöfen muss dann keine Maske getragen werden, in den Klassenräumen aber schon. Ähnlich wie in Österreich ist nun wieder Turnunterricht möglich, naturgemäß ohne Maske, was wiederum die Wirksamkeit dieser Maßnahme in ihrer Gesamtheit einschränkt.

In Großbritannien, wo der Höhepunkt der Omikron-Welle Anfang des Jahres war, hat bereits so gut wie alle Bereiche gelockert und die 2G-Nachweise abgeschafft. In den Schulen wird seit Jänner auch die Maske von der Regierung nicht mehr vorgeschrieben. Allerdings hatten zahlreiche Schulen die Pflicht danach selbst wieder eingeführt.(sir)