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Zyprioten entscheiden über ihren Präsidenten

Politik

In der Stichwahl wird der konservative Favorit Christodoulidis von Linkspolitiker Mavrogiannis herausgefordert.


Es sind zwei Diplomaten, die am Sonntag gegeneinander antreten. Der Sieger der Stichwahl wird der nächste Präsident Zyperns und löst Nikos Anastasiades an der Staatsspitze ab.

Als in der Vorwoche der frühere Außenminister Nikos Christodoulidis die meisten Stimmen bei der ersten Runde des Urnengangs erhielt, war dies keine große Überraschung. Galt doch der konservative Politiker als Favorit. Doch dass ihn in der Stichwahl der Linkspolitiker Andreas Mavrogiannis herausfordern würde, war zuvor nicht absehbar - wurden doch dem Kandidaten der rechtsgerichteten DISY-Partei, Averof Neofytou, gute Chancen prognostiziert. Diesen hatte auch Amtsinhaber Anastasiades als seinen Nachfolger empfohlen.

Doch war es Mavrogiannis von der linksgerichteten AKEL-Partei, der nur wenige Prozentpunkte hinter Christodoulidis lag, der in der ersten Runde etwa ein Drittel der Stimmen erhalten hatte. Er gilt laut Umfragen weiterhin als Favorit, während Mavrogiannis um die Stimmen von Wählern des konservativen Spektrums sowie des politischen Zentrums werben musste. Die regierende DISY-Partei hat allerdings keine Wahlempfehlung für ihre Anhänger ausgegeben.

Geteilte Insel

Auf Zypern hat der Präsident wesentliches politisches Gewicht: Er bestellt und führt die Regierung. Gewählt wird jedoch nur im Süden des Landes, berechtigt dazu sind an die 560.00 Menschen.

Die Mittelmeerinsel ist seit Jahrzehnten in einen griechischen und türkischen Teil zerrissen; im Norden sind noch immer hunderte türkische Soldaten stationiert, und das EU-Recht findet dort keine Anwendung. Doch trotz der Spannungen mit Ankara hat auch Zypern Rettungsteams in die vom Erdbeben betroffenen Gebiete in der Türkei entsandt.

Eine politische Annäherung zwischen den zwei Landesteilen wird auch für den künftigen Präsidenten der Inselrepublik eine Herausforderung sein. Die Gespräche darüber stocken seit Jahren. Ebenso wird Migrationspolitik ein Schwerpunkt sein. Laut EU-Statistiken gehört Zypern zu den Ländern, die, gemessen an ihrer Bevölkerungsstärke, die meisten Asylanträge pro Jahr verzeichnen. Im Vorjahr waren es mehr als 20.000 Ansuchen. (czar/reu)