Die russische Söldner-Gruppe Wagner ist nach Angaben ihres Gründers, Jewgeni Prigoschin, fast bis ins Zentrum der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut vorgedrungen. Prigoschins Umfeld veröffentlicht auf dem Kurznachrichtendienst Telegram ein Video, das Wagner-Söldner "praktisch im Stadtzentrum" von Bachmut zeigen soll. Die Aufnahmen seien von Donnerstagmorgen, erklärt Prigoschin. Zunächst war es nicht möglich, unabhängig den Ort der Aufnahme zu überprüfen. In dem Video sind uniformierte Männer zu sehen, die eine Wagner-Fahne auf einem halbzerstörten mehrstöckigen Gebäude hissen.

Vom ukrainischen Generalstab hieß es zuletzt, das russische Militär rücke weiter auf Bachmut vor und stürme die Stadt. Die ukrainische Armee wehre die Angriffe aber weiter ab. Demnach ist die Stadt bereits von drei Seiten gekesselt, die einzige Versorgungsroute Richtung Westen stehe unter russischem Beschuss, hieß es. Russland schicke "Welle um Welle" an Kämpfern in die Stadt, beschrieb der ukrainische Militäranalyst Oleh Schdanow in einem Video auf Youtube die Vorgänge und fügte hinzu, die Lage sei "kritisch". "Der Feind versucht, die Versorgungsrouten für unsere Streitkräfte in Bachmut zu durchtrennen und alle Bewegungen darauf zu stoppen", so Schdanow. Mit seinen unaufhörlichen Angriffen versuche Russland, die ukrainischen Truppen vom Ostufer des Bachmutska-Flusses zu vertreiben, der die Stadt von Süden nach Norden durchfließt.

Schdanow Einschätzung zufolge könnten die russischen Streitkräfte die Stadt nicht in blutigen Straßenschlachten oder Frontalangriffen einnehmen, sondern nur durch eine vollständige Einkreisung. Davon seien die russischen Einheiten nach monatelangen Kämpfen mittlerweile nicht mehr weit entfernt. "Sie üben einen kolossalen Druck aus, mit einer Angriffswelle nach der anderen." Lastwagen um Lastwagen bringe neue Soldaten an die Front und holen die Verwundeten zurück. "Dieser Prozess ist konstant - wie ein Fließband - rund um die Uhr", so Schdanow.

Für Russland wäre die Eroberung von Bachmut ein wichtiger Schritt zur Eroberung der vollständigen Kontrolle des Donbass, eines der Hauptziele seiner Invasion vor einem Jahr am 24. Februar, und der erste größere Erfolg seit rund einem halben Jahr.