Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach den neuen russischen Raketenangriffen von einer "Nacht des Terrors" gesprochen. Zehn Wohngebäude seien in der zentralukrainischen Stadt Uman im Gebiet Tscherkassy getroffen worden. In der Stadt Dnipro starben bei nächtlichem Beschuss eine Frau und Kind. Die ukrainischen Streitkräfte haben indes nach Angaben von Verteidigungsminister Oleksij Resnikow ihre Vorbereitungen für eine Gegenoffensive abgeschlossen.
Selenskyj veröffentlichte Fotos von den Zerstörungen in den sozialen Netzwerken. "Terroristen haben Zivilisten als Ziel genommen", sagte er am Freitag. Ein Wohnblock sei zerstört. Innenminister Ihor Klimenko teilte mit, dass die Zahl der Toten auf zehn gestiegen sei. Aus den Trümmern seien drei weitere Leichen geborgen worden. Zunächst war von sieben Toten die Rede gewesen. Laut den Rettungskräften waren zwei Kinder unter den Toten. Zudem gab es Behördenangaben zufolge 18 Verletzte, von denen 11 im Krankenhaus behandelt werden mussten.
In Dnipro starben bei nächtlichem Beschuss Behörden zufolge zwei Menschen. Außerdem wurden Explosionen in weit voneinander entfernten Regionen wie Dnipro, Krementschuk und Poltawa in der Zentralukraine sowie in Mikolajiw im Süden verzeichnet. Es gab zudem Berichte über Explosionen in und um Kiew und über nicht identifizierte Flugobjekte, die sich Richtung Westen bewegten.
Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, gab die Gesamtzahl der Raketen, die auf die Ukraine in der Nacht abgefeuert worden seien, mit 23 an. Davon seien 21 abgeschossen worden. Auch zwei Drohnen seien abgeschossen worden. Die Angriffe seien von russischen strategischen Flugzeugen des Typs Tupolew Tu-95 über dem Kaspischen Meer erfolgt, sagte er. Nach ukrainischen Militärangaben schoss die Flugabwehr auch elf Marschflugkörper in der Nähe der Hauptstadt Kiew ab.
Nachschubwege
Das russische Verteidigungsministerium brüstete sich dagegen in Moskau einmal mehr mit den Raketenschlägen und teilte mit: "Sicher ins Ziel". Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu warf dem Westen vor, sich zum Ziel gesetzt zu haben, Russland strategisch zu besiegen. Zudem wolle er eine Gefahr für China darstellen, um seine eigene Monopolstellung zu bewahren, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti den Minister. Fast alle NATO-Staaten hätten ihre militärischen Fähigkeiten gegen Russland eingesetzt.
Außerdem versuchten nach Angaben des ukrainischen Militärs russische Streitkräfte, wichtige Nachschubwege und Kommunikationswege in die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut zu unterbrechen. Der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte im Osten, Serhij Tscherewatyj, sagte im ukrainischen Fernsehen, rund um Bachmut habe es in den letzten 24 Stunden dreizehn Gefechte gegeben.
Die ukrainischen Truppen hätten mit ständigen Gegenangriffen dafür sorgen können, dass Nachschub geliefert und Verwundete evakuiert werden konnten, so Tscherewatyj. Das russische Verteidigungsministerium meldete Erfolge gegen ukrainische Stellungen in verschiedenen Sektoren. Die Angaben beider Seiten konnten nicht überprüft werden.
Seit Beginn seines Krieges vor mehr als 14 Monaten überzieht Russland die Ukraine auch immer wieder mit Raketen- und Drohnenangriffen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit dem Beginn der Invasion am 24. Februar 2022 bisher 8.490 getötete Zivilisten und 14.244 Verletzte offiziell registriert worden. Es gibt viele bisher nicht erfasste Fälle. Hinzu kommen Zehntausende getötete Soldaten. (apa, dpa, reuters,ukrinform)