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Kosovo will keine serbischen Waren mehr ins Land lassen

Von Gerhard Lechner

Politik

Reaktion auf Blockade durch Belgrad.


Wien. Die Handelsministerin des Kosovo, Mimoza Kusari-Lila, kündigte in einem Pressegespräch in Wien eine Reaktion ihres Landes auf die fortwährende Blockade kosovarischer Güter durch Serbien an. Das hatte im Oktober 2008 - rund ein halbes Jahr, nachdem die hauptsächlich von Albanern bewohnte, ehemals serbische Provinz ihre Unabhängigkeit ausgerufen hatte - beschlossen, keine Güter mit kosovarischem Zollstempel mehr ins Land zu lassen. Nun, so die Ministerin, werde auch der Kosovo seine Grenzen für serbische Waren, von denen das Land bisher weitgehend abhängig ist, schließen: "Sie werden einen Markt verlieren, wir werden nichts verlieren", so Kusari-Lila. Sie zeigte sich überzeugt, dass der Kosovo den Ausfall der serbischen Importe ohne Weiteres verkraften könne.

Die Aussage der Ministerin ist auch im Zusammenhang mit den Gesprächen zu sehen, die beide Seiten am Samstag in Brüssel fortsetzen wollen. Dabei geht es neben der strittigen Zollfrage auch um Bewegungsfreiheit, Grundbücher und Personenregister. So fand eine Volkszählung im Kosovo kürzlich ohne Beteiligung der im Norden des Landes siedelnden Serben statt. In der Zollfrage ist ein Kompromiss immerhin vorstellbar: Die kosovarische Seite verzichtet darauf, in den Zollunterlagen das Wort "Republik" zu verwenden und damit die strittige Frage des Status des Landes anzuschneiden.

"Wie Körper ohne Kopf"

Die vermag weiterhin zu emotionalisieren: In Serbien wurde wie jedes Jahr auch heuer wieder am 28. Juni der Schlacht auf dem Amselfeld gedacht. Patriarch Irinej feierte in der serbischen Enklave Gracanica östlich von Prishtina eine Gedenkmesse. Serbien ohne Kosovo sei "wie ein Körper ohne Kopf, Brot, Sonne und Gerechtigkeit", stellte der Patriarch fest.

Andere Töne kamen von Ex-Außenminister Vuk Draskovic: "Viele in Serbien wollen heute nicht wahrnehmen, dass 90 Prozent der Bevölkerung im Kosovo keine Serben sind", sagte der schillernde Politiker. Draskovic verglich das Pochen Serbiens auf dem Kosovo als Teil Jugoslawiens mit einem "Festhalten an einem Spinnennetz".