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Kahlschlag bei Schwedens Züchtern

Von Christoph Rella

Politik

Nicht Tierschutz, sondern EU brach Bauern das Genick. | Schweizer Experte warnt Österreich.


Bern/Stockholm. Während in Österreich noch über ein Verbot von Kastenständen und Ferkelschutzkörben debattiert wird, sind derartige Vorrichtungen in manchen europäischen Staaten bereits seit Jahren verboten.

Zu den Pionieren beim Schutz von Zuchtsauen zählt unter anderem Schweden, wo das Einsperren von Schweinen in wenige Quadratmeter große Käfige seit 1988 untersagt ist. Die Kosten für die vorgeschriebene Umrüstung der Ställe - Abferkelbuchten müssen mindestens eine Fläche von 6Quadratmetern ausweisen - mussten allerdings die Bauern tragen. Was diese auch murrend hinnahmen, solange es noch einen geschützten schwedischen Schweinemarkt gab. Die Investitionskosten konnten so mithilfe nationaler Preispolitik weitgehend kompensiert, die Selbstversorgung mit Schweinefleisch zu 100 Prozent garantiert werden.

Mit dem EU-Beitritt 1995 kam schließlich die Wende. Die meisten Bauern konnten aufgrund höherer Produktionskosten nicht mehr mit ausländischen Importen aus Deutschland und Dänemark konkurrieren. Die Folge: Von 11.000 Mastbetrieben mussten binnen 15 Jahren 90 Prozent zusperren. Seitdem ist auch die jährliche Fleischerzeugung um ein Drittel auf 260.000 Tonnen gesunken. Der Anteil aus schwedischer Produktion beträgt aktuell nur noch 76 Prozent. 2005 kam eine von der Regierung in Auftrag gegebene Studie zum Schluss: "Trotz aller Bemühungen, die Anforderungen der Konsumenten durch das Tierschutzgesetz zu erfüllen, werden die Landwirte nicht für ihre zusätzlichen Kosten bezahlt." Das Tierschutzgesetz schwäche demnach nicht nur die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Landwirte, sondern begünstige auch den aktuellen Anstieg bei Schweinefleischimporten, kritisieren die Autoren.

Niedrige Fleischpreise

Dass nach einem möglichen Verbot von Kastenständen auch Österreichs Landwirte mit Nachteilen zu kämpfen haben werden, davon zeigte sich wiederum der Zentralpräsident des Schweizerischen Schweineproduzentenverbandes, Ulrico Feitknecht, überzeugt.

Denn anders als die eidgenössischen Landwirte seien die österreichischen Kollegen - wie in Schweden - dem EU-Markt unterworfen und damit gegenüber weniger tierfreundlichen Produzenten in der EU benachteiligt, betonte er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Das vom Parlament in Bern beschlossene Verbot von Schweinekäfigen, das seit 2007 in Kraft ist, begrüßt der Experte. "Ich persönlich habe bereits 1991 umgerüstet, Läden und Werfbuchten errichtet und den Freiraum für die Tiere erweitert", erklärte er. Die Investitionen hätten sich damals, als der Fleischpreis noch hoch war, gerechnet. "Jetzt haben wir aber den niedrigsten Preisstand seit 40 Jahren."

Dass viele Betriebe in der Schweiz zuletzt Einbußen hinnehmen mussten, habe aber nicht nur mit dem neuen Tierschutzgesetz zu tun, fügte Feitknecht hinzu. Demnach würden viele Eidgenossen heute ihr Fleisch billig im Ausland, in Österreich oder Deutschland, einkaufen. "Da muss ich an die Gesellschaft appellieren. Man kann ja von uns nicht verlangen, strenge Tierschutznormen einzuhalten und gleichzeitig billig zu produzieren. Diese Rechnung geht nicht auf."