Wien.
Nach dem Lissabon-Vertrag wird die Zahl der Europaabgeordneten von derzeit 736 auf 751 aufgestockt. Als letzte ausständige Institution hat das wallonische Regionalparlament in Belgien diesem Zusatz im EU-Vertrag ihre Zustimmung gegeben. Österreich ist dadurch künftig mit 19 statt bisher 17 EU-Abgeordneten in Brüssel und Straßburg vertreten.
In Wien sorgt unterdessen ein Interview von Außenminister Michael Spindelegger für Aufregung. Dieser forderte via "Kurier" schlankere EU-Gremien und eine weitere Einschränkung des Einstimmigkeitsprinzips. Daraus ergibt sich zwingend der Verzicht Österreichs auf einen eigenen ständigen EU-Kommissar, kleinere und mittlere EU-Staaten würden dann im Rotationsverfahren in der Kommission vertreten sein. Bisher war die Regierung entschlossen, sich für die Beibehaltung eines österreichischen Kommissars in die Bresche zu werfen.
SPÖ-Klubobmann Josef Cap befürwortete im ORF eine Verschlankung der EU-Kommission, am Einstimmigkeitsprinzip will er jedoch festhalten: "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das Einstimmigkeitsprinzip ein Teil der Konstruktion eines demokratischen Europa ist."
Ganz und gar nichts hält FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache von Spindeleggers Reformideen, nur "mehr zahlen, aber weniger mitreden" könne es nicht sein. Für Grünen-Chefin Eva Glawischnig hat die Stärkung der demokratischen Kontrollerechte des EU-Parlaments gegenüber der Kommission Priorität, BZÖ-Obmann Josef Bucher, obwohl laut eigener Aussage ein Freund schlankerer Gremien, zeigte sich dennoch entsetzt ob der "dummen Vorschläge" Spindeleggers.