Moskau/Kiew. Russische Banken sorgen sich zunehmend um die politische Krise in der Ukraine und den dortigen Anstieg der faulen Kredite. Nach Berechnungen der Ratingagentur Moody’s haben die vier größten russischen Institute dort insgesamt Kredite von 28 Milliarden US-Dollar vergeben. Sie sind mit Abstand der wichtigste ausländische Akteur und kommen auf einen Marktanteil von 12 Prozent. Schätzungsweise 35 Prozent aller Kredite in der Ukraine sind Moody’s zufolge notleidend. Angesichts der Massenproteste gegen Präsident Wiktor Janukowitsch hatte die ukrainische Notenbank die Sparer zuletzt aus Sorge vor einem Ansturm auf die Geldhäuser zur Ruhe gemahnt. Österreichische Banken, die zu den größten Kreditgebern in Osteuropa zählen, haben bereits vor den jüngsten Turbulenzen mit ihrem Rückzug aus der Ukraine begonnen.
Regierung droht mit Strafen
Die Regierung in Kiew droht den proeuropäischen Demonstranten unterdessen mit einer härteren Gangart. Wer das Gesetz breche, werde bestraft, warnte Ministerpräsident Mykola Asarow. Die Lage in der Stadt war weiter sehr angespannt. Hunderte Menschen versammelten sich an der Zufahrt zu den Büros von Janukowitsch, der sich derzeit auf einem Besuch in China befindet. Die Krise am Dnjepr wirkt sich auch negativ auf das Verhältnis der Nato zum Kreml aus. Russlands Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich verärgert über eine Erklärung des Bündnisses, das den Polizeieinsatz in Kiew als "exzessive Gewalt" verurteilte. Unterdessen besuchte eine große Zahl westlicher Politiker die Ukraine. Neben Europarats-Generalsekretät Thorbjörn Jagland reiste auch Deutschlands Noch-Außenminister Guido Westerwelle nach Kiew, um zu vermitteln. Polens Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski marschierte im Protestzug der Opposition mit.