Luxemburg/Moskau/Brüssel. (leg/apa) Serhij Arbusow war in Wiktor Janukowitschs Ukraine ein noch junger Aufsteiger. Er galt als Mitglied der "Familie", eines Clans um den gestürzten Präsidenten. Dem 38-Jährigen wurden beste Kontakte zu Janukowitschs Sohn Olexandr nachgesagt, gegen den die Genfer Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Geldwäsche eröffnete. Das Vermögen von Janukowitsch junior, der unter der Regentschaft seines Vaters in auffallend rasendem Tempo reich wurde, wurde auf eine halbe Milliarde Dollar geschätzt. Arbusow hatte im Jänner Langzeit-Premier Mykola Asarow beerbt.
Nun hat die EU Arbusow auf ihre Sanktionsliste gesetzt und mit einer Kontosperre belegt. Dem Ex-Kurzzeitpremier, der zuvor stellvertretender Ministerpräsident seines Landes war, wird die Entwendung von Staatsgeldern vorgeworfen. Neben Arbusow wurden der frühere Minister für Staatsfinanzen, Oleksandr Klymenko, der Ex-Minister für Energie, Edward Stavytskyi, und Yuriy Ivanyushchenko, ein Abgeordneter von Janukowitschs Partei der Regionen, auf die Liste gesetzt. Gegen sie wird in der Ukraine wegen der Unterschlagung von Steuergeldern und deren Transfer ins Ausland ermittelt. Zuvor hatte die EU bereits 18 Ukrainer mit Kontosperren belegt, die sie für die Entwendung von Geldern aus der ukrainischen Staatskasse verantwortlich macht.
Auch die Staatsanwaltschaft in Wien ermittelt gegen mehrere Personen aus dem Umfeld der gestürzten Janukowitsch-Regierung. Gegen wen Untersuchungen laufen, gaben die Behörden aus rechtlichen Gründen nicht bekannt. Vorgeworfen werden den Beteiligten Geldwäsche und Verletzung der Sanktionen gegen russische und ukrainische Führungsfiguren.
Am Dienstag kamen in Luxemburg die EU-Verteidigungsminister zusammen, um unter anderem mit Anders Fogh Rasmussen über die Ukraine-Krise zu beraten. Mit der Anwesenheit des Nato-Generalsekretärs wollten die Minister auch "ein deutliches Zeichen der Geschlossenheit geben", sagte die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die ansonsten - wie Österreichs Verteidigungsminister Gerald Klug - auf Deeskalation setzte. Mit der Aussage, dass es "keinen objektiven Nachweis für eine direkte militärische Unterstützung" der Separatisten durch Russland gebe, setzte sich Klug von Außenminister Sebastian Kurz ab, der am Montagabend gesagt hatte, Russland habe aufgrund der guten Ausrüstung der Demonstranten "ganz klar" seine Hände im Spiel.