Kiew. Eineinhalb Wochen nach der Brandkatastrophe von Odessa mit mehr als 40 Toten hat der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier dem Gouverneur der Schwarzmeerstadt persönlich sein Mitgefühl ausgedrückt. Nach dem Gespräch mit Ihor Palyzja lobte Steinmeier Odessa als Vorbild für Dialog in der Ukraine: "Die, die heute von außen in diese Stadt kommen, spüren, es hat sich schon etwas verändert."
In der Ukraine werde derzeit noch debattiert und auch gestritten, wie und wo der nationale Dialog zur Versöhnung der Konfliktparteien abgehalten werden könne und wer dabei am Tisch sitze. "Sie haben schon begonnen mit diesem Dialog." Steinmeier drückte die Hoffnung aus, dass die Toten dieser "nationalen Tragödie" im Rest der Ukraine zu einem Umdenken führten und zu der Erkenntnis, dass Gewalt kein Ausweg sei aus der Krise.
In Odessa waren Anfang Mai nach Ausschreitungen 40 Menschen in einem Feuer ums Leben gekommen, die sich in ein Gewerkschaftshaus im Zentrum der Stadt geflüchtet hatten. Die Aufklärung der genauen Umstände des Unglücks dauert noch an. Nach der bei Kundgebungen von Fußballfans entstandenen Eskalation hatten sich prorussische und proukrainische Gruppen gegenseitig die Schuld zugeschoben.
Palyzja kündigte eine gründliche Aufklärung an. Alle Fakten würden untersucht und ermittelt. Er fügte hinzu, "keine Ideologie ist es wert, dass Menschenleben verloren gehen".
Das Ereignis vor zwölf Tagen, dem "viele unschuldige Menschen" zum Opfer gefallen seien, "hat die Menschen in Deutschland sehr berührt", sagte Steinmeier bei dem Gespräch mit Palyzja, der erst seit vier Tagen im Amt ist. Er zeigte sich am Dienstag zuversichtlich, was die Sicherheitslage in der südukrainischen Stadt betrifft. "Das, was wir hier gesehen haben, stimmt nicht überein mit den Fernsehbildern, die in unsere Wohnzimmer übertragen werden." Die Stadt mache einen ruhigen und stabilen Eindruck.
Palyzja versicherte dem deutschen Gast, dass die Situation "stabil ist und stabil auch bleibt". Odessa sei bereit, deutsche Investoren und Touristen zu empfangen. Der deutsche Außenminister hatte zuvor in Kiew Gespräche mit Regierungschef Arseni Jazenjuk und Präsident Olexander Turtschinow geführt. Nach seinem Besuch in Odessa wird Steinmeier nach Paris fliegen, wo er am Mittwoch dem französischen Kabinett über seine Reise berichten wird.