Berlin/Kiew. Unter Vermittlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) soll in der Ukraine am Mittwochnachmittag erstmals ein runder Tisch zur Beilegung der Krise stattfinden. Abgesandte der prorussischen Separatisten im Osten des Landes, die eine Abspaltung der Regionen Donezk und Lugansk von der Ukraine fordern, sind dabei nicht eingeladen.
An dem Treffen in der Hauptstadt Kiew sollen die beiden früheren Präsidenten des Landes, Leonid Kutschma und Leonid Krawtschuk, Vertreter der Übergangsregierung und des Parlaments, Wissenschafter, Geistliche und Wirtschaftsvertreter teilnehmen. Die Verhandlungen werden laut OSZE von der Ukraine, Russland, der Europäischen Union und den USA unterstützt.
Dialog als einzige Lösung
Der deutsche Sicherheitsexperte Wolfgang Richter sieht den Dialog als einzigen Weg zu einer möglichen Lösung der Ukraine-Krise. Allerdings müssten an Gesprächen alle wichtigen Akteure beteiligt sein, sagte Richter am Mittwoch im Deutschlandfunk mit Blick auf den Runden Tisch. "Hier wird man beide Seiten noch bewegen müssen. Wenn niemand sprechen will, kann es nur noch schlimmer werden, und dann wird die Gewalt weitergehen", sagte der Experte der Stiftung Wissenschaft und Forschung. "Alle Seiten müssen sich jetzt bemühen, auf die entsprechenden Streithähne einzuwirken und eben Betonköpfe auch etwas weicher zu klopfen, damit es zum Dialog kommt." Nach Ansicht des Forschers gibt es einige ermutigende Anzeichen, eine diplomatische Lösung herbeizuführen. "Ich nenne mal an erster Stelle die doch relativ zurückhaltende russische Stellungnahme zu den Ergebnissen des Referendums." Außerdem habe Russland zum Dialog aufgerufen und die OSZE als Vermittler akzeptiert.
Kritik an den bisherigen Bemühungen zur Krisenbeilegung übte unterdessen der Generalsekretär von Amnesty International Österreich, Heinz Patzelt. In der Ukraine, die sich bereits auf dem Weg in Richtung Rechtsstaat befunden habe, herrsche Betroffenheit darüber, "wie ein Land von außen herumzerrend zerstört wird". Kein Politiker international tue dagegen konsequent etwas, sagte Patzelt dem ORF: "Niemand sagt Putin ganz klar: 'Stopp, keinen Schritt weiter!'" Es werde "beschwichtigt, beschönigt, und dazwischen sterben mittlerweile Menschen. Das ist unerträglich."
Oligarch als Vermittler
Der ukrainische Oligarch Dmitry Firtasch (Firtash) bot sich laut der "Kyiv Post" (online) als Vermittler an. Er sei "bereit, als Vermittler zwischen der Ukraine und Russland zu agieren", zitierte das Blatt den Milliardär unter Berufung auf Aussagen Firtasch' gegenüber der Agentur Bloomberg. Firtasch wartet seit Wochen in Österreich auf eine Entscheidung der Behörden über seine mögliche Auslieferung in die USA, wo ihm Schmiergeldzahlungen vorgeworfen werden. Für 125 Millionen Euro Kaution auf freiem Fuß, darf er das Land nicht verlassen.