
Welche Auswirkungen hätten diese Schritte jeweils?
Mit der neuerlichen Leitzinssenkung und mit Anleihekäufen würde die EZB mehr Geld in den Markt spülen und somit versuchen, mit der Notenpresse die Inflation anzukurbeln. Der negative Einlagezins soll es für Geschäftsbanken unattraktiv machen, Geld bei der EZB zu parken. Nach dem Willen der Währungshüter soll das Geld stattdessen in Unternehmenskredite fließen. Ob das gelingt, ist aber offen. Denn bisher hat nur Dänemark mit einem Strafzins experimentiert und das mit mäßigem Erfolg. Die Banken gaben ihre höheren Kosten einfach an Kreditnehmer und Sparer weiter. Auch die zweckgebundenen Notenbank-Kredite sollen die Kreditvergabe ankurbeln.
Was bedeuten diese Maßnahmen für die Sparer?
Ein niedrigerer Leitzins bedeutet für Verbraucher weiter extrem niedrige Sparzinsen. Wenn zudem Draghis Plan aufgeht und die Inflation wieder anzieht, wird das für Sparer doppelt fatal: Das eigene Geld wird abgewertet und es gibt kaum Zinsen, die die Entwertung abfedern könnten. Der Chef des deutschen Sparkassenverbands, Georg Fahrenschon, hat die EZB am Mittwoch vor einer weiteren Zinssenkung gewarnt. Allein in Deutschland würden die Haushalte pro Jahr 15 Milliarden Euro an Zinseinahmen verlieren. Das käme der schrittweisen Enteignung der Sparer gleich.
Werden Kreditnehmer denn von den niedrigen Zinsen profitieren?
Kredite bleiben weiter historisch billig. In vielen Ländern der Eurozone haben Hypothekenzinsen schon jetzt ein Rekordtief erreicht. Eventuell werden sie sogar noch weiter nach unten gehen.
Wer sieht eine weitere geldpolitische Lockerung kritisch?
Neben Verbrauchschützern, die wegen der niedrigen Sparzinsen eine Flucht in spekulative Anleihen fürchten, sehen auch die Wirtschaftsverbände der reichen Nordländer eine erneute Zinssenkung kritisch. Eine solche hätte ihre Meinung nach kaum reale ökonomische Effekte, gleichzeitig steige aber das Risiko von Preisblasen.