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Emmanuel Macron

Von Alexander U. Mathé

Politik

Ein Tausendsassa für Frankreichs Wirtschaft.


Paris. Emmanuel Macron hat gegenüber seinem Vorgänger als französischer Wirtschaftsminister, Arnaud Montebourg, zwei entscheidende Vorteile. Erstens gehört der 36-Jährige dem rechten Flügel der Sozialisten an. Dadurch wird er wohl bestens mit Premierminister Manuel Valls harmonieren, der ebenfalls am rechten Rand seiner Partei zu finden ist. Mehr noch: Präsident François Hollande ist offenbar bestrebt, die Linken unter den Linken kaltzustellen, und so findet sich nach der Auflösung der Regierung am Montag seit Dienstag im neuen Kabinett niemand mehr, der diese Richtung vertritt.

Zweitens ist Macron ein fügsamerer Mensch als es Montebourg war. Dieser hatte stets lauthals den wirtschaftspolitischen Kurs Hollandes kritisiert und dazu aufgerufen, gegen diesen zu opponieren. Auch Macron stimmt nicht immer mit Hollandes Vorstellungen überein und auch er bekundet das schon einmal, ist aber immerhin bereit dessen Entscheidungen zu akzeptieren. Als der Präsident etwa eine Reichensteuer in Höhe von 75 Prozent einführen wollte, sagte Macron - der schon seit längerem zum Beraterstab Hollandes gehört -, dies sei "wie Kuba ohne Sonne". Als der Staatschef aber darauf bestand, akzeptiert er dies.

Mit seiner Fachkompetenz ist Macron die Idealbesetzung für den Posten des Wirtschaftsministers. Der studierte Philosoph und Politologe, der als Fünftbester seines Jahrgangs die Kaderschmiede ENA absolvierte, war Banker bei der Rothschild-Bank. Dort betreute er Anfang 2012 die Übernahme einer Filiale des US-Pharmariesen Pfizer durch den Schweizer Giganten Nestlé für den Betrag von neun Milliarden Euro. Allein die Provision machte ihn zum Millionär. Bald darauf wurde er Vize-Generalsekretär im Élysée-Palast. Dort ersann er den wohl prominentesten Teil von Hollandes Wirtschaftsmaßnahmen: den "Pakt der Verantwortung". Dabei geht es unter anderem um Steuererleichterungen für Firmen sowie um Reduktion der Sozialabgaben im Gegenzug für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Dieses, von Kritikern als "Geschenk für die Bosse" bezeichnete Projekt kann er nun persönlich durchführen. Menschen, die mit ihm gearbeitet haben, attestieren dem "brillianten Denker" ein angeborenes Überzeugungstalent. Da wundert es nicht, dass er Teilnehmer an den exklusiven Bilderberg-Konferenzen ist, jenen informellen, privaten Treffen von einflussreichen Personen aus Wirtschaft, Militär, Politik, Medien, Hochschulen und Adel aus EU und USA.

Überhaupt ist Macron ein Tausendsassa. Er ist ein guter Fußballspieler und hat als Jugendlicher zehn Jahre am Konservatorium seiner Heimatstadt Amiens Klavier studiert. Bei einem Musikwettbewerb belegte er den dritten Platz. Er besuchte ein von Jesuiten geführtes Gymnasium. Seine dortige, 20 Jahre ältere, Französischprofessorin Brigitte Trogneux heiratete er 2007.