Erfurt/Potsdam. (klh/reu) Stimmenstärkste Partei bei der Wahl und doch in der Opposition: Dieses Schicksal könnte der CDU in Thüringen drohen. Die CDU erhielt dort zwar am Wochenende 33,5 Prozent der Stimmen. Doch die SPD hadert mit sich, ob sie die große Koalition fortsetzen soll, zumal sie von 18,5 Prozent Stimmanteil auf 12,4 Prozent fiel.

Für die Sozialdemokraten bietet sich eine weitere Option, nämlich eine Koalition mit der Linkspartei und den Grünen. Es wäre ein weiteres Zeichen der Annäherung der Sozialdemokraten an die Linken: Die SPD wäre der Königsmacher der Linken, die 28,2 Prozent der Stimmen erhielten und dieses Bündnis anführen würden. Zudem würde die SPD erstmals auf Landesebene ein rot-rot-grünes Bündnis eingehen - eine Option, die dann auch bei der Bundestagswahl 2017 Thema sein könnte.

Die SPD würde damit jedenfalls ein Zeichen setzen - auch wenn sie darauf beharrt, dass in Thüringen keine Weichen für den Bund gestellt werden. Über die Aufstellung der SPD zur Bundestagswahl 2017 werde frühestens 2016 entschieden. "Wer weiß, ob dann die FDP noch lebt? Was ist mit AfD und Grünen? Wie hat sich die Linkspartei bis dahin entwickelt?", sagt ein SPD-Präsidiumsmitglied.

Ganz anders sieht das die Linkspartei: Wenn die SPD an Schwarz-Rot in Thüringen festhält, dann mache sie deutlich, dass sie auch im Bund diese Koalition fortsetzen wolle, sagte Linken-Vorsitzender Bernd Riexinger am Montag in Berlin. "Ich glaube, das wäre fatal."

In Brandenburg bleibt die
SPD an der Macht


Es stehen jedenfalls langwierige Verhandlungen in Thüringen bevor, zumal die SPD nach der Wahlschlappe erst zu sich selbst finden muss. SPD-Chef Sigmar Gabriel hat seinen Genossen in Thüringen schon eine Neuaufstellung verordnet.

Anders und erfolgreicher verlief für die SPD die zeitgleiche Wahl Brandenburg. Sie hat dort erneut mit 32,4 Prozent der Stimmen das Votum gewonnen und wird weiter den Ministerpräsidenten stellen. Der bisherige und künftige SPD-Regierungschef Dietmar Woidke will sowohl mit der Linkspartei über eine Fortsetzung der bisherigen Koalition als auch mit der CDU über ein Bündnis verhandeln.

Diese wiederum drängt die Sozaildemokraten, sowohl in Thüringen und Brandenburg als auch in Sachsen - wo vor zwei Wochen gewählt wurde und ebenfalls noch über die künftige Regierung verhandelt wird - zu einer großen Koalition. Und die CDU hat dabei die Bundespolitik im Auge.

Thüringens CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht verwies etwa auf die Bund-Länder-Finanzgespräche, die bald stattfinden werden. "Da braucht es eine handlungsfähige Regierung", sagte sie. Sollten in allen drei Bundesländern CDU-SPD-Koalitionen entstehen, hätten die Union und die Sozialdemokraten erstmals eine eigene Mehrheit in der Länderkammer und damit freie Fahrt.