Brüssel. (ag/wak) Die EU braucht mehr Innovationen und eine kohärentere Strategie, um ihre Umweltziele bis 2050 zu erreichen. Zu diesem Schluss kommt der am Dienstag in Brüssel vorgestellte EU-Umweltbericht. "Wir müssen heute für 2050 investieren", sagte der Direktor der EU-Umweltagentur, Hans Bruyninckx. "Wir müssen jetzt politische Konzepte liefern", sagte EU-Umweltkommissar Karmenu Vella.
Der Ausblick des Berichts SOER (European State and Outlook Report) sei nicht so positiv wie in den Jahren zuvor, sagte der EU-Kommissar. Langfristig könne die EU ihre Umweltziele aber erreichen. Die EU brauche bessere Werkzeuge. Umwelt- und Wirtschaftspolitik müssten austariert werden.
Der Bericht zeigt einige Schwächen in der EU-Umweltpolitik auf: Aus dem Report geht etwa hervor, dass das Artensterben in Europa weitergeht. Die EU wird demnach ihr Ziel verpassen, das Artensterben bis 2020 zu stoppen. Durch den Klimawandel werde sich das Problem weiter verschärfen. Weniger als sechs Prozent der Agrarfläche werden derzeit für Biolandbau genutzt. Fortschritte nennt der Bericht in den Bereichen Abfallwirtschaft, Müllreduktion und Verbesserung der Wasserqualität.
Außerdem zeigt der Bericht auf, dass die meisten Europäer mehr als vier Hektar der Ressourcen des Planeten aufbrauchen - das ist mehr als das Doppelte von dem, was als nachhaltiger ökologischer Fußabdruck gilt.
Die Meere leiden unter Verschmutzung und Ausbeutung. Im Atlantik und im Baltischen Meer habe die Überfischung zwar abgenommen, aber 91 Prozent der Fischbestände im Mittelmeer waren 2014 überfischt.
270 Milliarden Euro pro Jahr
Die Europäische Kommission schätzt, dass ein Übergang zu einer "grüneren" Wirtschaft bis 2050 um die 270 Milliarden Euros pro Jahr kosten wird, bzw. 1,5 Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts. Die Agentur unterstreicht, dass grünere Städte, Industrie, Transport und Landwirtschaft "keine Bedrohung", sondern eine Chance darstellen.
Es habe auch Fortschritte gegeben: Die EU hat seit 1990 ihre Treibhausgase um 19 Prozent gesenkt, während sich die wirtschaftliche Produktion um 45 Prozent erhöht hat. Die EU will die Treibhausgase bis 2030 um 40 Prozent senken.
Bruyninckx erinnert daran, dass die Ziele für 2050 nicht mehr in ferner Zukunft liegen: Alle Europäer, die heute geboren werden, wären 2050 erst 35 Jahre alt und hätten noch mehr als die Hälfte ihres Lebens vor sich. Und dann würde hoffentlich jedes Auto oder Vehikel nur noch mit Wasserstoff oder grünem Strom angetrieben werden.
Österreich bescheinigt der Bericht eine gute Wasserqualität sowie eine in den vergangenen Jahren deutlich verbesserte Luftqualität. Allerdings seien die Stickoxide-Emissionen über den Obergrenzen. Auch bei Feinstaub seien Grenzwerte überschritten worden, wobei sich die Situation auch 2014 gebessert habe.
"Europa hat einige Fortschritte erzielt", betonte Umweltbundesamt-Geschäftsführer Georg Rebernig. Es seien aber noch mutige Maßnahmen gefordert. "Der SOER zeigt, dass die Umwelt stark von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen beeinflusst wird. Diese Wechselwirkungen müssen mehr als bisher berücksichtigt werden."