Athen/Brüssel. Vertreter Griechenlands und der Geldgeber werden nach wochenlanger Funkstille am Mittwoch in Brüssel über Reformen und Sparschritte sprechen. Die Gespräche waren seit dem Machtwechsel in Athen Ende Jänner unterbrochen gewesen. Deshalb fehlt den Europartnern derzeit ein präziser Überblick zur angespannten Finanzlage in dem Krisenland.

Staatspleite droht

Die Gespräche auf der sogenannten technischen Ebene sind Vorbedingung für die Auszahlung weiterer Hilfsdarlehen an Athen. Ohne weitere Milliarden von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) droht Griechenland in absehbarer Zeit die Staatspleite.

"Wie es genau aussieht, wissen wir nicht", sagte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble am Dienstag in Brüssel. Auch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) sagte: Die Eurogruppe wisse derzeit noch nicht, welche Maßnahmen Griechenland setze, um die Geldmittel für die Schuldentilgung aufzubringen. Der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris richtete unterdessen einen dramatischen Appell an seine Landsleute, ihr Geld aus dem Ausland zurückzubringen.

"Brauchen jeden einzelnen Euro"

"Wir sind in einem Existenzkampf und wir brauchen jeden einzelnen Euro", sagte der Staatsminister im griechischen Rundfunk. Nach Schätzungen haben die Griechen in den vergangenen drei Monaten aus Sorge um ihr Erspartes mehr als 22 Mrd. Euro von ihren Bankkonten abgehoben. Die Geldeinlagen seien auf etwa 150 Mrd. Euro gefallen - das sei der niedrigste Stand seit mehr als zehn Jahren, berichtete die griechische Finanzpresse.

Athen ist nach eigenem Eingeständnis in akuter Finanznot, doch den Geldgebern reichen die bisherigen Reformvorschläge nicht aus, um weitere Hilfen zu gewähren. Zumindest die Ende Jänner auf Eis gelegten Gespräche mit den "Institutionen" EZB, EU-Kommission und IWF, früher als Troika bekannt, sollen am Mittwoch wieder anlaufen. Die wichtigsten Verhandlungen sind in Brüssel geplant. Parallel sollten "technische Teams" nach Athen entsandt werden.

Ziel der Gespräche ist der Abschluss des bis Juni verlängerten Rettungsprogramms. Ohne diesen Abschluss können noch bereitstehende Hilfsgelder von insgesamt 7,2 Milliarden Euro nicht fließen.