
Brüssel. Große Rochade in Brüssel: Die Chefposten der Generaldirektionen der Europäischen Kommission wurden teilweise neu besetzt. Dabei ergatterte nicht nur ein Außenseiter das mächtige Amt des Direktors des Generalsekretariats. Die Kommission unterstrich durch die Schaffung einer neuen "Task Force Großbritannien" auch ihre große Sorge über das EU-Referendum auf der Insel.
Wenn man der Einfachheit halber die EU-Kommissare mit Ministern vergleicht, so entsprächen die EU-Generaldirektoren in etwa den Sektionschefs der Ministerien. Sie haben ein eigenes Portofolio - wie beispielsweise Energie, Umwelt oder Übersetzung -, für das sie verantwortlich sind, unterstehen aber einem Kommissar, der im Gegensatz zu ihnen nach außen hin politisch aktiv ist. Die Generaldirektion und der Titel ihres Kommissars können deckungsgleich sein, müssen dies aber nicht immer sein. So untersteht dem Kommissar für Forschung und Innovation zwar die gleichnamige Generaldirektion, aber auch jene mit dem Namen Gemeinsame Forschungsstelle. Hinzu kommen noch die den Generaldirektionen gleichgestellten Ämter und Dienste der Kommission. Dem Kommissar für Steuern und Zollunion unterstehen beispielsweise neben der gleichnamigen Generaldirektion auch das Amt für Betrugsbekämpfung sowie der interne Auditdienst.

Eigentlich war für Mittwoch erwartet worden, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Doch das große Sesselrücken blieb letztlich aus. 23 der 33 Generaldirektoren werden ihren Job behalten. Das, obwohl grundsätzlich alle fünf Jahre eine Rotation an der Spitze vorgesehen ist - ein Ziel, das von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker jedoch als dumm bezeichnet worden war. "Wir werden nicht die Hälfte der Generaldirektionen umbesetzen, nur um zu zeigen, dass wir das Sagen haben", erklärte Kristalina Georgieva, Vizepräsidentin der Kommission und Kommissarin für Budget und Personalfragen, bei der Präsentation der Ämterneubesetzung am Mittwoch in Brüssel.
Holländer an der Spitze
Die größte Überraschung gab es ganz an der Spitze. Den Schlüsselposten als Direktor des Generalsekretariats der Europäischen Kommission erhielt der Holländer Alexander Italianer, der im Vorfeld nicht einmal unter Insidern ein Thema war. Er tritt die Nachfolge der Irin Catherine Day an, die per 1. September aus dem aktiven Dienst ausscheidet.