Nicht allzu viele der rund zehn Millionen Griechen haben heute , zum zweiten Mal in diesem Jahr ein neues Parlament gewählt. Das linke Bündnis von Alexis Tsipras Syriza hat erstaunlich klar gewonnen.
Nach Auszählung von 40 Prozent der Stimmen liegt Syriza mit 35 Prozent vor der konservativen Nea Dimokratia (ND), die auf 28 Prozent kommt. Syriza hat damit beinahe die 36,34 Prozent Anteil vom Jänner erreicht. ND-Chef Vangelis Meimarakis hat Tsipras bereits gratuliert.
Dievon der Syriza abgespaltene Volkseinheit scheiterte an der Drei-Prozent-Hürde.
Stärkung gegenüber der EU
Die Entscheidung zwischen dem zurückgetretenen linken Regierungschef Alexis Tsipras und dem konservativen Herausforderer Vangelis Meimarakis trafen allerdings weniger Griechen als zuletzt im Jänner. Die Beteiligung lag Angaben vom Innenministerium zufolge nur bei 54,4 Prozent, nach 63,6 Prozent bei der letzten Wahl.
Das Desinteresse der Bevölkerung entspricht vermutlich der in der Öffentlichkeit zuletzt oft gehörten Aussage, man könne ohnehin keine Entscheidungen in Griechenland treffen. Die wahre Regierung sitze nicht mehr in Athen, sondern in Brüssel.
Insgesamt konkurrierten 14 Parteien und fünf Wahlbündnisse um die Wählerstimmen. Absehbar ist, dass die Wähler wegen der Rezession und der Flüchtlingskrise die politischen Ränder stärken. Dies könnte die Bildung einer Koalition erschweren und am Ende sogar eine weitere Neuwahl nötig machen. Mit dem Referendum über den Schuldenstreit war es bereits der dritte Urnengang in Griechenland im heurigen Jahr.
Von der Wahl erhoffte sich Tsipras kräftigen Rückenwind, nachdem er monatelang mit der Euro-Zone und dem IWF um die Auflagen für das dritte Hilfsprogramm gerungen hatte. Erst unter dem Druck der nahenden Staatspleite hatte der als Spargegner angetretene Tsipras eine Reform-Vereinbarung abgeschlossen, die weitere 86 Milliarden Euro in Aussicht stellt.
Noch am Sonntagabend verständigte sich Tsipras mit seinem bisherigen Koalitionspartner, den rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen (ANEL ), auf eine Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit in einer Links-Rechts-Koalition. Unklar war, ob er noch andere Parteien, wie etwa die Sozialisten oder die Partei der politischen Mitte zu einer Beteiligung an seiner neuen Regierung einladen wird.