Athen. Die Linke unter Alexis Tsipras hat die Parlamentswahl in Griechenland gewonnen. Entgegen aller Umfragen wird Alexis Tsipras als klarer Sieger gefeiert. Die Konservativen räumten ihre Niederlage bereits ein.

Denn nach Auszählung von rund 90 Prozent der Stimmen lag das Linksbündnis Syriza bei 35,53 Prozent der Stimmen. Der größte Herausforderer, die Nea Dimokratia (ND) unter Evangelos Meimarakis, kam auf 28,05 Prozent. Drittstärkste Kraft wäre demnach die rechtsradikale Goldene Morgenröte mit knapp 7,2 Prozent der Stimmen. Meimarakis räumte seine Niederlage noch am Abend ein.

Sechs Sitze fehlen auf absolute Mehrheit

Tsipras hat sich bereits mit dem Vorsitzenden der Unabhängigen Griechen (Anel), Panos Kammenos, auf eine neue Koalition verständigt. Kamenos erklärte am Abend vor Journalisten: "Von morgen Früh an werden wir mit Alexis Tsipras als Ministerpräsident eine Regierung bilden."

Die Syriza hat nach Angaben des Innenministeriums auf Basis der Auszählung 145 Sitze im Parlament, die Anel 10. Für eine absolute Mehrheit sind 151 der 300 Sitze des Parlaments notwendig. Die ND kam den Angaben nach auf 75 Mandate, die Goldene Morgenröte auf 19. Die panhellenische sozialistische Bewegung (Pasok) und die kleine demokratische Linke (Dimar), die für die Wahl ein Bündnis gebildet hatten, lagen laut Innenministerium bei 17, die Kommunisten bei 15. Die Partei der politischen Mitte To Potami kam auf 10 Mandate und die Zentrumsunion auf 9. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 56 Prozent.

Tsipras dürfte damit am Montag mit der Regierungsbildung beauftragt werden. Nach dem Wahlsieg telefonierte Tsipras mit Frankreichs Staatschef François Hollande, EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und dem Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). Hollande kündigte einen Besuch in Athen an, der "zweifellos in den kommenden Wochen" stattfinde.

Spaltung der Syriza

Die Neuwahl war nötig geworden, weil Tsipras am 20. August seinen Rücktritt als Ministerpräsident erklärt hatte - um die Gegner in seiner eigenen Partei loszuwerden und sich ein stabiles Mandat der Wähler zu sichern. Die Syriza hatte sich über die den Gläubigern zugesagte Sparpolitik gespalten. Ihr Ableger, die Volkseinheit (Lae), wäre dem Zwischenergebnis zufolge nicht im Parlament. Sie kommt auf 2,8 Prozent der Stimmen, lag damit knapp unter der Drei-Prozent-Hürde.