Mehrere Regierungswechsel haben bedeutend zur Destabilisierung des Landes beigetragen. Seit dem Beginn der Krise im Jahr 2009 gab es bereits fünf Regierungen. Seit 2012 ist es die vierte Parlamentswahl. Die Wirtschaft ist seit 2010 um ein Fünftel geschrumpft. Jeder vierte Grieche ist arbeitslos. Fast jeder Zweite unter 25 hat keinen Job. In den kommenden Jahren stehen weitere Spar- und Reformauflagen an.

Zusätzliche Schwierigkeiten bereitet dem Land der Flüchtlingszustrom über die griechische EU-Außengrenze. Mehr als 300.000 Menschen sind bereits registriert worden. Eine weitere Destabilisierung des Landes, das am strategisch wichtigen Dreieck zwischen Europa, Afrika und Asien liegt, wäre auch in dieser Hinsicht fatal.

"Sanftes" Sparprogramm

Tsipras hatte im Wahlkampf ein "sanfteres" Sparprogramm versprochen, dessen Details noch ausgehandelt werden müssten. Er stellte zudem Nachbesserungen beim Abbau des Schuldenberges in Aussicht. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem warnte allerdings bereits vor einer Nachverhandlung des zugesagten dritten Hilfspakets für Griechenland von bis zu 86 Milliarden Euro. Athen müsse die Reformauflagen einhalten und weiter sparen - auch unter einer neuen Regierung.

Im Jänner hatte Tsipras seine Amtszeit noch mit dem Versprechen angetreten, das Sparprogramm der Geldgeber aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) rückgängig zu machen. Die Verhandlungen zogen sich sieben Monate lang hin. Vor einem entscheidenden Treffen der Eurogruppe über die abschließende Tranche aus dem zweiten Hilfspaket im Juni kündigte der linke Regierungschef überraschend ein Referendum über die Vorschläge der Geldgeber an und zog damit deren Ärger auf sich. Auch ein zeitweiliger Austritt Griechenlands aus der Eurozone stand zur Debatte. Die Banken im Land mussten vorübergehend schließen und Kapital-Verkehrskontrollen eingeführt werden, weil die Bürger ihr Geld von den Konten abzogen.

Kehrtwende mit harten Sparauflagen

Nach der Volksabstimmung, in der das Spardiktat abgelehnt wurde, vollzog Tsipras eine Kehrtwende und stimmte letztendlich noch härteren Spar- und Reformauflagen zu - als Teil eines dritten Hilfspakets für sein Land. Sie sehen etwa Privatisierungen von Staatsbetrieben und die Liberalisierung der Arbeitsmärkte vor. Im Gegenzug dafür erhält Athen Kredite von bis zu 86 Milliarden Euro. Das Geld dafür kommt überwiegend aus dem Euro-Rettungsfonds ESM ("Europäischer Stabilitätsmechanismus").

Geld braucht das hoch verschuldete Land nicht nur für Rentenzahlung und Beamtenbesoldung, sondern auch für alte Zahlungsverpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern. Allein am Montag ist wieder eine Rate aus dem ersten Hilfsprogramm an den IWF fällig.