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Nun folgt der Zahltag

Von WZ-Korrespondent Ferry Batzoglou

Politik

Premier Tsipras will nach Wahlsieg die Steuern in Griechenland ordentlich erhöhen.


Athen. Immerhin: Griechenlands alter und neuer Premierminister Alexis Tsipras vom "Bündnis der Radikalen Linken" (Syriza) verteilte vor seinem neuerlichen Wahltriumph am 20. September diesmal zwar keine Wahlgeschenke. Aber darüber, dass er die Griechen unmittelbar nach dem Urnengang zur Kasse bitten würde, sprach er demonstrativ auch nicht.

Doch nun müssen die Griechen die bittere Pille schlucken. Bis zum Jahresende werden die Hellenen buchstäblich von einem Steuer-Tsunami heimgesucht. Bereits in dieser Woche werden die 6,1 Millionen Immobilienbesitzer dazu aufgefordert, die hierzulande verhasste Grundsteuer zu zahlen. Auch in diesem Jahr will der chronisch klamme Fiskus kumuliert erneut exakt 2,65 Milliarden Euro von den Immobilienbesitzern kassieren. Für die krisengebeutelten Griechen ist dies durchaus happig. Denn: Die Grundsteuer auf Immobilien hat sich in den letzten sechs Jahren glatt versiebenfacht. Beispiel: Für eine 100 Quadratmeter große Wohnung in einem bürgerlichen Stadtteil Athens sind etwa 600 Euro per annum fällig. Der Rezession zum Trotz: Auch die Unternehmen kommen nicht ungeschoren davon. Künftig steigt die Körperschaftssteuer in Griechenland von 26 auf 29 Prozent. Schlechte Nachrichten auch für die griechischen Bauern: Sie müssen nicht nur eine von 13 auf 20 Prozent erhöhte Einkommensteuer entrichten.

 Überdies verteuert sich das Leben auf den griechischen Inseln ab dem 1. Oktober. Auf zehn beliebten Inseln, darunter Mykonos, Santorin, Naxos sowie Paros, wird die bis dato reduzierte Mehrwertsteuer auf das Festlandsniveau von bis zu 23 Prozent angehoben. Auch für Touristen wird der Griechenland-Urlaub deutlich teurer. Denn ab dem 1. Oktober klettert der Mehrwertsteuersatz für Hotelübernachtungen von 6 auf 13 Prozent. Für die florierende Tourismusbranche ist dies ein Nackenschlag. Dabei schulden die Griechen und Griechinnen dem hellenischen Fiskus schon jetzt so viel wie nie zuvor. Konkret standen rund drei der insgesamt elf Millionen Griechen per Ende August dieses Jahres mit sagenhaften 79 Milliarden Euro beim Finanzamt in der Kreide - Tendenz weiter steigend. Dies entspricht fulminanten 45 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Die Beobachter sind sich einig: Die Steuerschulden in Hellas werden weiter wachsen. Die Gründe sind vielfältig: Einerseits wird die griechische Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um mindestens zwei Prozent sinken. Seit dem Ausbruch der Hellas-Krise im Herbst 2008 ist sie schon um ein Viertel eingebrochen. Gleichwohl: Fortan will der griechische Staat noch härter durchgreifen, um an sein Geld zu kommen. Für Steuerschulden von mehr als 70.000 Euro sieht sich der Steuersünder nunmehr automatischen Pfändungen ausgesetzt.