Minsk. (leg) Der mit diktatorischen Vollmachten regierende Staatschef Alexander Lukaschenko hat die Präsidentenwahlen in Weißrussland offenbar erneut mit hohem Abstand für sich entschieden. Wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale um acht Uhr Ortszeit in Minsk veröffentliche die staatliche Nachrichtenagentur Belta erste Wählerbefragungen. Demnach sollen sich über 80 Prozent der Weißrussen für Lukaschenko entschieden haben.

Das Ergebnis der Befragungen war so vorhersehbar wie es das Wahlresultat sein wird: Der weißrussische Staatschef wurde bei der bisher einzigen freien Präsidentenwahl in Belarus im Jahr 1994 als Außenseiter mit rund 80 Prozent zum Staatsoberhaupt gewählt. Er nahm das Votum als Freibrief für den Umbau des Staates. Seit 1995 regiert er das Land autoritär, die Wahlresultate gelten als gefälscht. Seit seinem einzig echten Wahltriumph 1994 gelten für Lukaschenko, dessen reale Unterstützung in der Bevölkerung rund 40 Prozent betragen soll, die 1994 erzielten 80 Prozent als Messlatte. Ein Ergebnis ohne den Achter vorne wäre für den ehemaligen Leiter einer Sowchose eine Niederlage.

Bei der Stimmabgabe hatte sich Lukaschenko erfreut gezeigt über Berichte, dass Brüssel über eine Lockerung der Sanktionen gegen seine Führung nachdenkt. "Sie haben verstanden, dass Sanktionen nur schaden. Sie haben gesehen, dass Weißrussland ein normaler Staat ist", sagte er. Angesichts der Wirtschaftskrise und zunehmender Probleme mit Russland hofft er auf eine Annäherung an die EU. Als Zeichen einer entspannteren Atmosphäre hatte die Polizei am Samstag eine nicht genehmigte Kundgebung der Opposition zugelassen.

Doch nicht für lange: "Jetzt werden wir sehen, welche Einschätzung unsere sogenannten Beobachter abgeben werden", sagte Lukaschenko am Sonntag. "Ich habe jeden Übergriff auf die Opposition verboten - auch wenn sie das Gesetz verletzt haben. Doch heute um acht Uhr ist die Wahl zu Ende. Dann gilt wieder das Gesetz", drohte Lukaschenko. Ein paar Dutzend Menschen demonstrierten am Abend dennoch im Zentrum von Minsk gegen den Staatschef. 2010 aber waren es noch Tausende, die in eisiger Kälte gegen Lukaschenko protestierten. Sie wurden von der Miliz niedergeknüppelt.