- © ap/Andrew Medichini
© ap/Andrew Medichini

Rom. An diesem Dienstag wird Ottavio Alfieri wieder einmal zum Skalpell greifen und das machen, was er am besten kann: Menschen am Herzen operieren, genauer gesagt eine Herzklappe ersetzen. Dass diese OP aber nicht ohne Weiteres mit den üblichen Eingriffen des Chirurgen zu vergleichen ist, darauf hat die Mailänder Zeitung "Libero" in diesen Tagen noch einmal hingewiesen. "Ein Herz im Wert von vier Milliarden Euro" wird Alfieri laut Libero am Dienstagfrüh unter dem Messer haben. Es ist das Herz von Silvio Berlusconi.

So viel sollen heute die Firmenanteile des Medienunternehmers und viermaligen italienischen Ministerpräsidenten wert sein. Seine fünf Kinder, die am Wochenende allesamt am Krankenbett im Mailänder San-Raffaele-Krankenhaus ihre Aufwartung machten, bringen es zusammen noch einmal auf etwa knapp drei Milliarden Euro.

Das ist die kühle wirtschaftliche Sicht auf die körperlichen Gebrechen des bald 80 Jahre alten italienischen Politikers. Am Sonntag vor einer Woche, am Tag der Kommunalwahlen in Italien, wurde Berlusconi wegen eines Schwächeanfalls ins Krankenhaus eingeliefert. Die biologisch wohl unvermeidliche, aber für den ewigen Narziss Berlusconi erschütternde Diagnose lautete, dass ein Ersatz der Herzklappe unumgänglich ist.

Vier Stunden wird Berlusconi am Dienstag operiert. Wenn der Eingriff wie in den meisten Fällen gut geht, bedarf es eines Monats zur Regeneration. Aber der Zustand dieses essenziellen Organs hat nicht nur biologische oder gar wirtschaftliche Implikationen. Berlusconi verfügt auch 22 Jahre nach seinem Eintritt in die Politik immer noch über ein kleines politisches Imperium, das freilich schon länger Auflösungserscheinungen zeigt.

Mit auffälliger Verve versuchten dieser Tage Angehörige, Fans, politische Zöglinge und Neider ihre Aufwartung im Krankenhaus zu machen. Die Familie verfügte, dass nur die treuesten Weggefährten direkten Zugang zu Berlusconi haben sollen.

Der Presidente ließ nie einen
Nachfolger aufkommen


Die anderen, darunter auch viele politische Alphatiere, müssen draußen bleiben. Denn sie sind nach Ansicht von Marina Berlusconi, der erstgeborenen Tochter und Chefin des Familienkonzerns Fininvest, überhaupt verantwortlich für die Misere. Dass die engsten Mitarbeiter den Presidente, wie er von allen genannt wird, zu den entlegensten Wahlkampfterminen und angesichts seines Schwächeanfalls auch noch zur Kommunalwahl am Sonntag vor einer Woche schleppten, will sie ihnen nicht verzeihen, heißt es.