Auf der Kings Cross Road in Islingon warten zwei junge Männer in Arbeitskluft auf ihren Bus. Sie sind mit dem Referendum-Ergebnis sehr zufrieden. "Alle die ungelernten Ausländer, die nur das Sozialsystem belasten, werden jetzt abgeschoben", freut sich einer der beiden. "Die, die wir brauchen und die hart arbeiten, die sollen bleiben", ergänzt der andere. Ein paar Meter weiter zieht ein Belgier einen Trolley hinter sich her, er ist auf dem Weg zum Zug und "sehr besorgt", was die Zukunft Europas betrifft. Ein älterer Mann, der mit seinem Hund Gassi geht, hat am Vortag für "Remain" gestimmt. Er macht sich Sorgen um Nordirland. "Dort wird jetzt die Grenze wieder hochgezogen, ich fürchte, es wird wieder Gewalt geben."

Dagegen hat eine Gruppe Jugendlicher noch gar nicht mitbekommen, was passiert ist. "Politik ist langweilig", sagt eine junge Dame. Als man sie aufklärt, dass ihr Land für den EU-Austritt gestimmt hat, reagiert sie plötzlich aufgebracht. "Was? Verdammt. Wie kann das sein. Das ist nicht lustig!" Ein Rezeptionist versucht sie zu trösten: "Das wird alles nicht so heiß gegessen wie gekocht." Nach kurzer Pause fügt er hinzu: "Bis Großbritannien wirklich austritt, dauert es zehn Jahre. Aber eines ist klar: Die Leute, die Geschäfte mit dem Ausland machen, auf die kommt jetzt eine harte Zeit zu."

Spätes Erwachen
und erste Probleme


Viele andere Briten haben sich offenbar überhaupt erst nach der Stimmabgabe mit der Frage auseinandergesetzt, welche Folgen ein Brexit tatsächlich für sie und das Land haben könnte. Zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale schossen in Großbritannien die Google-Suchanfragen über die Konsequenzen eines Brexit um 250 Prozent nach oben, berichtet das Onlinemagazin "t3n". Auch die Suche nach den Begriffen "Gold kaufen" und "wie bekomme ich einen irischen Pass" stiegen demnach rasant an.

So mancher britische Tourist hingegen bekam die ersten Folgen des Brexit-Votums hingegen bereits gestern zu spüren. "Es geht schon los!", postete der Brite Matt Rooney auf Twitter aus seinem Griechenland-Urlaub. "Kein Geldumtausch möglich, kein Automat spuckt Geld aus für Briten. Großartig." Das Blue Lagoon Resort auf der Insel Kos sah sich außerstande, britische oder schottische Pfund in Euro zu tauschen. Es gebe noch keinen offiziellen Wechselkurs von der Zentralbank, so die Begründung des Hotels.