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Duell der Eisernen Ladies

Von WZ-Korrespondent Peter Nonnenmacher

Politik
Da warens nur noch drei für die Cameron Nachfolge (v.l.n.r): Theresa May und Andrea Leadson voran, Michael Gove.
© reu/Staff

In Westminster startete die Tory-Abstimmung über die Nachfolge von Partei- und Regierungschef Cameron - fünf Bewerber treten an.


London. Im Kampf um die Nachfolge David Camerons hat sich am Dienstagabend Innenministerin Theresa May als klare Favoritin der Unterhaus-Fraktion ihrer Konservativen Partei erwiesen. Bei einer ersten Abstimmung sprachen sich 165 der 330 Tory-Abgeordneten - die Hälfte der Fraktion - für sie als neue Parteivorsitzende und künftige britische Regierungschefin aus.

Auf die Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom, die in den letzten Tagen viel Zuspruch erhielt, entfielen 66 Stimmen. Justizminister Michael Gove, ein Hauptwortführer des Brexit-Camps, kam auf 48 Stimmen und Arbeitsminister Stephen Crabb auf 34. Ex-Verteidigungsminister Liam Fox schied mit 16 Stimmen unmittelbar aus. Am späten Abend zog sich auch Crabb aus dem Rennen zurück und sprach Theresa May seine Unterstützung aus.

Weitere Abstimmungen müssen gemäss den Tory-Parteiregeln die Kandidatenliste auf zwei Namen reduzieren. Zwischen den beiden von der Fraktion ermittelten Top-Kandidaten müssen dann per Briefwahl die 150.000 eingeschriebenen Mitglieder der Konservativen Partei ihre Wahl treffen. Das Resultat dieser Wahl wird am 9.September bekannt gegeben. Der neue Parteichef wird automatisch auch Premier.

Mays klarer Vorsprung in der Fraktion garantiert ihr allerdings noch nicht den Sieg. Einer jüngst veröffentlichten Umfrage der ConservativeHome-Webseite zufolge hat Leadsom May bei der Partei-Mitgliedschaft bereits knapp überholt - mit 38 zu 37 Prozent. Zu Wochenbeginn hatte auch der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson sich für Leadsom ausgesprochen. Gleichzeitig setzt Ukip, die Partei der Rechtspopulisten, sich in der Öffentlichkeit für sie ein.

May, die seit 2010 Innenministerin ist, steht für die eher gemäßigte Rechte im Tory-Lager. Sie hatte sich vor dem Referendum für den Verbleib in der EU ausgesprochen, war aber im Wahlkampf kaum hervorgetreten. Sie akzeptiert nun, dass "Brexit Brexit bedeutet", und will, wenn sie gewählt wird, ein "Ministerium für Brexit" einrichten. Sie möchte die britische Mitgliedschaft der Union aber nicht vor Jahresende aufkündigen.

Leadsom andererseits will schneller vorangehen und schon im Herbst den Austritts-Prozess beginnen. Sie war bis zu diesem Sommer wenig bekannt, machte sich aber über Nacht einen Namen durch stramme Anti-EU-Fernsehpräsenz. Ihrer Ansicht nach kann "nur jemand aus dem Brexit-Lager" Grossbritannien aus der EU führen. Allerdings hatte sie selbst vor drei Jahren einen britischen EU-Austritt noch als "Katastrophe" bezeichnet.

Der frühere konservative Minister und Generalstaatsanwalt Dominic Grieve überraschte seine Parteifreunde derweil mit der Ansicht, ein zweites EU-Referendum sei keineswegs ausgeschlossen. Natürlich könne man das Referendums-Resulat vom Juni nicht ignorieren, sagte Grieve. Ein neues Referendum lasse sich aber rechtfertigen, "wenn nach und nach deutlich wird, dass die öffentliche Meinung sich in dieser Frage geändert hat". Dasselbe hatte vorige Woche Ex-Premierminister Tony Blair erklärt. Dem Umfrageinstitut Opinium zufolge bereuen bereits 1,2 Millionen Briten, für den Austritt gestimmt zu haben.