Zerstrittene Partei

Es sind also heikle Tage voll heikler Entscheidungen für Spaniens Sozialisten. Denn auch das Verharren am Konfrontationskurs mit Rajoy kann fatale Konsequenzen haben. Bei Neuwahlen drohen der PSOE erneut Verluste, nachdem die Partei, die Spanien zwischen 2004 und 2011 regiert hatte, bei den letzen Wahlen nur noch knapp über 20 Prozent der Stimmen verbuchen konnte.

Die PSOE wirkt derzeit chaotisch und zerstritten. Davon zeugte auch, wie der Rücktritt von Sanchez am Wochenende zustande kam. Bei einem Treffen des Bundeskomitees der PSOE in Madrid war zunächst der Vorschlag von Sanchez, zur Beendigung des innerparteilichen Streits den PSOE-Chef am 23. Oktober von der Parteibasis neu wählen zu lassen und für Anfang November einen Parteikongress einzuberufen, mit 132 zu 107 Stimmen klar abgeschmettert worden. Danach trat der 44-Jährige vor die Presse. "Meine festen Überzeugungen haben sich diesmal nicht durchgesetzt, deshalb bin ich zurückgetreten", sagte Sanchez in einer kurzen Stellungnahme.

Der von der Parteielite mehr oder weniger zum Rücktritt gezwungene Sanchez war im Juli 2014 als erster Generalsekretär der PSOE direkt von der Basis gewählt worden. Bei dieser könnte die Demontage von Sanchez für Unmut sorgen. Vor der Parteizentrale in Madrid demonstrierten am Wochenende jedenfalls die Unterstützer von Sanchez.

Rajoy wiederum drängte die Sozialisten indirekt, dass sie einer neuerlichen Regierung der PP nicht mehr im Wege stehen sollen. Der Konservative warnte, dass Spanien zusehends an Kredit verliere.

Er spielte damit darauf an, dass die Sorgen über Spaniens wirtschaftliche Erholung wachsen. Die im Juli von Brüssel unter Androhung von Sanktionen angemahnten Reformen und Sparmaßnahmen kann der Schuldensünder ohne Regierung nicht in Gang bringen. Dabei müssen die Pläne der EU bis zum 15. Oktober vorgelegt werden.