
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel rechnet trotz des Wahldesasters von Premierministerin Theresa May nicht mit wesentlichen Verzögerungen bei den Verhandlungen zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU. "Wir von unserer Seite sind verhandlungsbereit und vorbereitet", sagte Merkel am Freitagabend nach einem Gespräch mit dem mexikanischen Präsidenten Enrique Pena Nieto in Mexiko-Stadt.
Sie gehe auch davon aus, dass Großbritannien seinen Verhandlungsplan einhalten wolle.
"Wir wollen zügig verhandeln, wir wollen im Zeitrahmen verhandeln. Und deshalb glaube ich, dass zur Stunde nichts dagegen spricht, dass die Verhandlungen - wie das auch beschlossen wurde und verabredet wurde - beginnen können", ergänzte die Kanzlerin. Dies gelte auf jeden Fall für die Seite der 27 verbleibenden EU-Staaten und die EU-Institutionen.
Die Konservative Partei von May hatte bei der Parlamentswahl am Donnerstag ihre absolute Mehrheit verloren, bleibt aber stärkste Kraft. May hatte sich von den vorgezogenen Wahlen Stimmengewinne und Rückenwind für die anstehenden Brexit-Verhandlungen erhofft. Nun will sie mit der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP) eine Koalition bilden.
Letzter Bezirk ausgezählt
Labour konnte schließlich den letzten noch offenen Wahlbezirk mit 20 Stimmen Vorsprung für sich entscheiden: Die britischen Konservativen haben bei der Parlamentswahl ihre bisherige Hochburg Kensington in Ost-London an die Labour Party verloren.
Damit steht das Endergebnis der Wahl, bei der die Tories von Premierministerin Theresa May ihre absolute Mehrheit im Parlament einbüßten, fest.
Nach Auszählung aller Wahlkreise kommen Mays Konservative auf 318 Mandate, 13 weniger als bei der Wahl 2015. Die oppositionelle Labour-Partei gewann 30 Sitze hinzu und kommt auf 262 Sitze.
May hatte am Freitag nach der schweren Wahlschlappe angekündigt, eine Minderheitsregierung zu bilden, die von der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP) toleriert wird. Die DUP erhielt zehn Sitze.
Die Liberaldemokraten, die 2010 eine Koalition mit Mays Vorgänger David Cameron gebildet hatten, erhielten vier Mandate mehr und kommen auf zwölf Sitze. Als Koalitionspartner kommen sie dieses Mal aber nicht infrage, weil sie den Brexit vehement ablehnen. Die Schottische Nationalpartei (SNP), die nach den Wahlen 2015 drittstärkste Kraft im britischen Unterhaus geworden war, verlor 21 ihrer 56 Sitze.
Die rechtspopulistische UKIP, die 2015 noch auf 12,6 Prozent gekommen war, verlor mehr als zehn Prozentpunkte und ihren einzigen Sitz im Unterhaus. Parteichef Paul Nuttall trat zurück. Die Wahlbeteiligung lag mit knapp 69 Prozent höher als in den vorangegangenen Parlamentswahlen seit 1997.