Rom. Der Gründer von Italiens populistischer Fünf-Sterne-Bewegung, Beppe Grillo, startet mit einem neuen Blog. Damit trennt sich der Starkomiker vom Blog seiner Bewegung "Blog delle stelle" (Blog der Sterne), in dem er seit der Gründung der Bewegung 2009 geschrieben und seine politischen Richtlinien veröffentlicht hatte.
"Es beginnt ein außergewöhnliches Abenteuer der Befreiung des Geistes, der Phantasie, der Utopien, der Träume und Visionen ", schreibt Grillo in der Einleitung. In dem "Utopia" genannten Blog veröffentlicht Grillo Beiträge von Nobelpreisträgern, Wissenschaftern und Informatik- sowie Mobilitätsexperten veröffentlichen.
Traumsuche
Dabei zeigt Grillo besonderes Interesse für Robotik, Internet und umweltfreundliche Energiequellen. "Ich werde mich auf die Suche nach Verrückten und Artisten machen. Es gefällt mir eine auf Ideen basierende Ansicht zu vertreten, aber ich habe genug von Meinungen", schreibt der Kabarettist weiter. Hauptantrieb ist die Neugierde. "Wenn Du nicht neugierig bist, dann bist Du tot", stellt er lakonisch fest.
Progetta il tuo futuro, ma con la matita e la gomma accanto https://t.co/5QqrSKBp4s via @Il Blog di Beppe Grillo #ilmionuovoblog#beppegrillo
Beppe Grillo (@beppe_grillo) 23. Januar 2018
Die Gründung seines eigenen Blogs betrachten politische Beobachter als klare Strategie. Grillo will sich seit einiger Zeit mehr und mehr aus der vordersten Reihe der Bewegung zurückziehen und versucht, dem Nachwuchs Platz zu machen - so etwa dem 31-jährigen Luigi Di Maio.
Grillos bisheriger "Blog delle stelle" ist in Italien besonders populär. Er zählt inzwischen zu den meistgelesenen Politikblogs der Welt. In Talkshows treten die Fünf-Sterne-Mitglieder fast nie auf, die Kommunikation mit den Bürgern läuft fast nur über die Website, den Blog und einen YouTube-Kanal. Die Bewegung setzt unter anderem auf Basisdemokratie durch Online-Abstimmungen. Der feste Glaube an das Internet als Mittel zur Verbreitung einer "horizontalen Demokratie" ist ein Fundament der Fünf-Sterne-Ideologie.
Ziel: Der informierte Bürger
Statt einer hierarchischen, vertikalen Polit-Struktur, in der Parteizentralen und Bürokraten das Sagen haben, soll die "Web-Demokratie" der übers Internet vermittelten Zivilgesellschaft alle für die Gemeinschaft wichtigen Beschlüsse fassen, lautet Grillos Credo. Seine Zielvorstellung ist der informierte Bürger, der über das Internet an allen politischen Prozessen teilhat. Das Netz selbst betrachtet er als "die Zukunft der Politik". Der Berufspolitiker, der Politik ausschließlich zur Stärkung seines Egos und für die eigenen Interessen betreibe, werde so überflüssig.
Langfristiges politisches Ziel Grillos und seiner Bewegung ist es, bei der Parlamentswahl am 4. März die absolute Stimmenmehrheit zu erobern, damit die Protestbewegung allein regieren könne. Laut Umfragen könnte es die Bewegung als stärkste Einzelpartei auf circa 27 Prozent der Stimmen schaffen. Das würde jedoch nicht genügen, um im Alleingang das Ruder Italiens zu übernehmen.