Die Sozialdemokraten von der PD sprachen unterdessen selbst von einer veritablen Niederlage. Das Mitte-links-Bündnis kommt auf nur 22 Prozent, der PD alleine auf nur 18 Prozent. Parteichef und Ex-Premier Matteo Renzi ist am Montag zurückgetreten. Die PD werde in die Opposition gehen, da sie nicht bereit sei, mit populistischen Kräften zusammenzuarbeiten, kündigte Renzi an. "Ich bekräftigte mein Nein zu einer Regierung mit Extremisten. Wir haben unsere Meinung nicht geändert", so Renzi, der in Florenz zum Senator gewählt wurde und mit 42 Prozent der Stimmen ins Parlament einzieht.
Es gilt aber keineswegs als ausgemacht, dass die PD wirklich in Opposition geht. Eine Koalition zwischen Fünf Sterne, den Sozialdemokraten und der Linkspartei Liberi e Uguali scheint nicht ausgeschlossen. Die Grillo-Bewegung wäre der Senior-Partner, Di Maio Premier. Die erweiterte Linke wäre Königsmacher und könnte ihre Expertise einfließen lassen.
Ex-Premier Silvio Berlusconi, der sich den Wählern mit seiner Forza Italia als pro-europäische, vergleichsweise seriöse politische Kraft präsentiert hatte, blieb am Montag vorerst in Deckung. Er kommt auf 14 Prozent der Stimmen, war im Duell mit Salvini entgegen den Erwartungen unterlegen. Für den italienischen Politologen Giovanni Orsina ist die Wahlschlappe jedenfalls "der Anfang vom Ende", des mehrfachen und skandalumwitterten Ex-Premiers. "Berlusconi ist die Vergangenheit, Lega-Chef Salvini ist die Zukunft. Ich bezweifle, dass es in ein oder zwei Jahren Berlusconis Partei noch geben wird", prophezeit Orsina. Die Lega, die das "Nord" aus ihrem Namen gestrichen hatte, hat Salvini noch am Montag zum "Führer von Mitte-Rechts" ausgerufen. Ein schwerer Schlag für Berlusconi, dessen Fähigkeiten als politisches Stehaufmännchen aber legendär sind.
Schlüsselrolle für Präsident Sergio Mattarella
Eine Schlüsselrolle kommt nun Italiens Präsident Sergio Mattarella zu, der wohl nicht vor Anfang April Gespräche über eine Regierungsbildung aufnehmen wird. Das neue Parlament wird am 23. März erstmals zu seiner Sitzung zusammenkommen. Der Präsident vergibt den Regierungsauftrag an die Fraktion, der er die nötigen Absprachen mit Partnern und die Bildung einer stabilen Regierung zutraut. Das muss nicht die stärkste Fraktion sein. Mattarella könnte auch eine parteiübergreifende Regierung mit einem klar umrissenen politischen Programm anstreben. Der Mitte-rechts-Block etwa, der von einigen PD-Abgeordneten unterstützt wird. Vorstellbar wäre auch eine von parteiunabhängigen Experten geführte Regierung.