Salvini von der Lega dürfte momentan ebenfalls zerrissen sein. Einerseits will der fremdenfeindliche Politiker regieren, andererseits riskiert er mit einem Pakt mit dem M5S einen Bruch mit Berlusconi - mit dessen Partei er in wirtschaftlich wichtigen Regionen im Norden des Landes gemeinsam regiert. Darüber hinaus ist auch Salvini keiner, der gerne in die zweite Reihe rückt. Bei einer Regierung des rechten Bündnisses, wäre er Anführer - ein Szenario, das der 45-Jährige schwer loslassen kann.

Mögliche Neuwahlen würden laut Forti nur unter höchstem medialen und internationalen Druck ausgerufen. Wahrscheinlicher sei, dass der Präsident einen parteiunabhängigen Technokraten dazu befugt, die Regierung zu bilden. Das wolle in Italien momentan aber schlicht niemand, so der Historiker - das sei eine "Last-Minute-Option". "Mattarella wird diese Karte nicht spielen, wenn er nicht die nötige Mehrheit hierfür zusammenbekommt", so Forti.

Österreichische Regierung verärgert Rom

Bis es handfeste Neuigkeiten zur Regierungsbildung in Italien gibt, könnten also Monate vergehen. Neuwahlen würden sowieso nicht vor Oktober stattfinden, so Forti.

Unterdessen sorgte ein Vorstoß aus Österreich für Aufregung in Italien. Nachdem am Donnerstag das österreichische Außenministerium den Begutachtungsentwurf des Konsulargesetzes zwar von der Parlamentswebseite entfernen hat lassen, reichte Italien Protest ein. Der Entwurf, dass sich deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler auch an Österreich als diplomatische Vertretung im Ausland wenden könnten, bezeichnete Italiens Außenminister Angelino Alfano als Verstoß gegen EU-Recht und internationales Recht.

Während Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher den Entwurf positiv bewertete, sieht die Präsidentin der Region Friaul-Julisch Venetien Debora Serracchiani die guten Beziehungen zwischen Italien und Österreich gefährdet. Sie äußerte die Hoffnung, Bundeskanzler Sebastian Kurz werde die "extremen Flügel seiner Koalition" bremsen. ÖVP und FPÖ haben laut Regierungsprogramm vereinbart, deutsch- und ladinischsprachigen Südtirolern die Doppelstaatsbürgerschaft einzuräumen. Eigentlich lässt Österreich Doppel- oder Mehrfachstaatsbürgerschaften aber gar nicht zu.