Bratislava. Die slowakische Regierung hat im Kampf gegen den immer akuter werdenden Arbeitskräftemangel im Land die Bedingungen für Einstellungen von Bürgern aus Drittländern in Mangelberufen gelockert. Die neue Regelung dürfte vor allem der Autoindustrie zu Gute kommen, berichtete die Zeitung "Pravda".

Im Bemühen, das Produktionswachstum im Land zu erhalten, ermöglichte die Regierung Arbeitgebern, ab Anfang Mai nicht nur EU-Ausländer, sondern auch Arbeitskräfte aus Ländern außerhalb der Union im Eiltempo einzustellen. Statt der bisher monatelangen Bewilligungsprozedur dürfen sie sofort mit der Einstellung von Arbeitnehmern aus Drittländern beginnen, ohne vorherige Zustimmung zuständiger Behörden. Erst nachträglich entscheiden Arbeitsämter in einer Frist von sechs Wochen, ob die Arbeitnehmer in der Slowakei auch weiterhin arbeiten dürfen.

Für Firmen in Bezirken mit einer Arbeitslosenrate unter fünf Prozent dürfte ein solcher positiver Beschluss nahezu sicher sein. Damit betrifft die Vereinfachung vor allem die Westslowakei und die Umgebung des mittelslowakischen Zilina, wo alle vier in der Slowakei tätigen internationalen Autokonzerne (VW, Kia, PSA, Land Rover) und ein großer Teil der Zulieferer angesiedelt sind.

Allerdings müssen die eingestellten Ausländer in sogenannten Mangelberufen arbeiten, wie Fräser, Werkzeugschlosser oder Gabelstaplerfahrer. Eine genaue Liste der Mangelberufe werden die Arbeitsämter erst Anfang Juni veröffentlichen. Ob auch einfache Produktionsmitarbeiter, ein auch für lange Zeit arbeitslose Einheimische geeigneter Beruf, in die Liste aufgenommen werden, ist allerdings noch fraglich. Die neue Regelung dürfte vor allem für die Autoindustrie der Slowakei von Bedeutung sein. Sie werde weiterem Wirtschaftswachstum helfen, kommentierte Juraj Sinay vom Verband der slowakischen Autoindustrie ZAP: "Im industriell entwickelten Teilen der Slowakei gibt es auf dem Arbeitsmarkt keine qualifizierte Arbeitskraft mehr. Ohne Ausländer sind die Firmen nicht mehr fähig, steigende Aufträge zu erledigen, es droht eine Produktionsabsiedlung ins Ausland." Rund 80.000 Personen sind in der slowakischen Autoindustrie tätig.

Die Zahl ausländischer Mitarbeiter darf allerdings in einer Produktionsfirma maximal 30 Prozent der gesamten Arbeitnehmer erreichen. Bereits in den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl legal arbeitender Ausländer aus Nicht-EU-Ländern um mehr als 24.000 auf insgesamt 52.000 gestiegen. Sie kommen vor allem aus Serbien und der Ukraine.

Die Arbeitslosenrate der Slowakei liegt im Landesdurchschnitt bei 5,5 Prozent, knapp 154.00 arbeitssuchende Slowaken sind bei den Arbeitsämtern registriert. Während in den Ballungszentren der West- und Mittelslowakei der Arbeitsmarkt nahezu leer gefegt ist, weisen einige Bezirke im Süd-Osten des Landes weiterhin hohe Arbeitslosenraten auf.