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Deutschland mag keine Sommerzeit

Von Gerald Jatzek / WZ Online

Politik

Die EU-Umfrage wurde alles andere als repräsentativ genutzt.


Wann im nächsten Sommer in Europa die Sonne aufgeht, ist noch nicht entschieden.
© andy1809 - CC 2.5

Eine überwiegende Mehrheit gegen die Zeitumstellung, eine eindeutige Mehrheit für die ganzjährige Anwendung der jetzigen Sommerzeit. Das sind laut gut unterrichteten Kreisen in der EU-Kommission die Ergebnisse einer Online-Befragung, die zwischen 4. Juli und 16. August abgehalten wurde. Allerdings kamen von 4,6 Millionen Teilnehmern mehr als drei Millionen aus Deutschland, das damit zwei Drittel der abgegebenen Stellungnahmen beisteuerte.

Die Kommission hat bislang noch keine offiziellen Ergebnisse veröffentlicht. Sie hat von Anfang an betont, dass es sich keineswegs um eine Abstimmung sondern um eine Erhebung handelt. Dementsprechend konnten die Teilnehmer auch Unterlagen wie medizinische oder ökonomische Untersuchungen oder Positionspapiere von Körperschaften und Interessensvertretungen hochladen. Die dadurch gewonnen Informationen sollen in die Überlegungen zur weiteren Vorgangsweise einfließen.

Aufgrund der starken Beteiligung und klaren Präferenzen werden wohl vor allem deutsche EU-Abgeordnete das Thema weiterverfolgen. Als erster meldete sich der CDU-Mandatar Peter Liese zu Wort und forderte, dass ein so eindeutiges Ergebnis von den die EU-Institutionen nicht ignoriert werden dürfe. Das Argument relativiert sich allerdings nicht nur aufgrund der regionalen Stimmenverteilung. Insgesamt beteiligten sich weniger als ein Prozent der Wahlberechtigten an der Erhebung.

Unterstützung erhielt Liese vom ÖVP-Abgeordneten Heinz Becker, der erklärte: "Die Zeitumstellung ist sinnlos und gefährlich - vor allem für Kinder und Senioren." Bei diesen, so der Mandatar, könnte die Umstellung  zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie zu Depressionen führen.

Wann die Ergebnisse offiziell verlautbart werden, ist unklar. Am Tag nach dem Ende der Befragung, wurde die Veröffentlichung vage für die "kommenden Wochen" angekündigt.

Wirtschaftsministerin für ganzjährige Sommerzeit

Die Staaten in der mitteleuropäischen Zeitzone sind rot eingefärbt.
© Rob984 / maix - CC 4.0

In Österreich hat man eigene Vorstellungen von der Zukunft der Zeiteinteilung: Im heimischen Wirtschaftsministerium will man die Sommerzeit auf das ganze Jahr ausdehnen, gab die zuständige Minsterin Margarete Schramböck (ÖVP)  am letzten Tag der Abstimmung bekannt. Die  vom Ministerium angesprochene Umstellung hätte eine Differenz von plus zwei Stunden zur zur koordinierten Weltzeit UTC, früher: Greenwich-Zeit) zur Folge. Aktuell beträgt der Unterschied von UTC zur Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) eine Stunde.

Die Entscheidung über die Standardzeit ist zwar eine nationale Angelegenheit , doch ist ein Alleingang Österreichs in dieser Frage nicht vorstellbar. Schließlich liegen 16 weitere EU-Staaten in der mitteleuropäischen Zeitzone, und es wollen wohl weder Privatpersonen noch Transportunternehmen bei einer Fahrt nach Deutschland oder Italien die Uhr umstellen..

Die nächste Umstellung
28.10.2018: Beginn der Winterzeit (Normalzeit)