Innsbruck. Nach dem Sexismus-Sager des designierten Tiroler SP-Chefs Georg Dornauer sind am Donnerstag auch aus der Landespartei kritische Stimmen laut geworden. Abgeordnete Selma Yildirim sprach gegenüber der APA von "völlig inakzeptablem" Verhalten und Innsbrucks SPÖ-Chef Helmut Buchacher bezeichnete die Meldung als "absolutes No-Go". Yildirim will die ganze Causa auch in den Tiroler Gremien debattieren.
Dornauer hatte vergangene Woche in einer Landtagssitzung in Richtung der (wegen Krankheit abwesenden) Grünen Landesrätin Gabriele Fischer gesagt: "Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen."
Den Schritt der designierten SPÖ-Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner, Dornauer für alle Bundesgremien abzulehnen, sah die SPÖ-Mandatarin für "gerechtfertigt" an: "Der Druck aus den Landesparteien - nicht nur aus den Landesfrauenorganisationen - hat sich heute stündlich verstärkt." Dass er sich auch in der Landespartei aus allen Funktionen zurückziehen solle, wie Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek verlangt hatte, halte sie "zu diesem Zeitpunkt" nicht für angemessen. "Zuerst müssen wir den Vorfall in den Gremien besprechen", so Yildirim: "Ich habe heute mit ihm telefoniert, will aber ein persönliches Gespräch führen." Alles in allem sei es für den neuen geschäftsführenden Landesparteivorsitzenden ein "denkbar schlechter Start" gewesen.
Innsbrucks SPÖ-Chef spricht von "absolutem No-Go"
Auch der Innsbrucker SPÖ-Chef Helmut Buchacher sah in dem Sager ein "absolutes No-Go": "So etwas sollte einem in einer solchen Funktion nicht passieren." Die Reaktion von Rendi-Wagner bezeichnete er als "hart". Die Situation werde sich aber hoffentlich wieder normalisieren, so Buchacher. Der Start des designierten Vorsitzenden sei jedenfalls "nicht optimal" verlaufen. "So eine Stimmung haben wir nicht gebraucht", meinte der Innsbrucker SPÖ-Chef.
Kritik an der Entscheidung der Bundes-SPÖ kam hingegen von Tirols ÖGB-Chef und SPÖ-Landtagsabgeordnetem Philip Wohlgemuth. "Das ist ein Schnellschuss, den sie überdenken sollten", erklärte Wohlgemuth gegenüber der APA. Ein Landesparteivorsitzender sollte schon in den Gremien der Bundespartei verankert sein. Dornauer habe sich zweimal entschuldigt - und auch ÖVP-Landtagsvizepräsident Anton Mattle, der den Vorsitz führte, habe diese Entschuldigung akzeptiert. "Irgendwann muss man es auch einmal gut sein lassen. Das wird jetzt schon sehr aufgebauscht", so Wohlgemuth. Dornauers Spruch sei "unglücklich passiert, so etwas sagt man nicht". "Aber ich bin mir sicher, dass er es nicht so gemeint hat", meinte der ÖGB-Vorsitzende.
In der Landespartei sah Wohlgemuth Dornauer unumstritten. Auf die Frage, ob die Tiroler SPÖ nach dem Vorfall weiter zu ihrem designierten Vorsitzenden stehe, sagte er: "Davon gehe ich aus."
Innsbrucks SPÖ-Stadträtin Elisabeth Mayr ortete indes ebenfalls "Gesprächsbedarf". Dornauer werde sich in den Gremien der Tiroler SPÖ dazu erklären müssen. Die Reaktion der Bundes-SPÖ könne sie "nachvollziehen". Dornauer müsse zur Kenntnis nehmen, dass der "Korridor für derartige Sager" in seiner Funktion enger geworden sei.