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Pensionsanstalt: mehr Geld für Gesundheit

Von Karl Ettinger

Politik

Die Ausgaben für Rehabilitation und Kuren wurden seit 2008 auf eine Milliarde Euro verdoppelt.


Wien. Im Leben von mehr als zwei Millionen Pensionisten ist sie wegen der monatlichen Auszahlungen der Pensionen besonders wichtig. Die Pensionsleistungen sind mit knapp 33 Milliarden Euro im Budgetvoranschlag der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) für das neue Jahr 2019 auch der weitaus größte Brocken. Aber der von der Generalversammlung beschlossene Voranschlag setzt eine weitere Entwicklung fort. Die Pensionsanstalt gibt zunehmend mehr Geld für medizinische Leistungen für Kuren, Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation aus.

2019 sind dafür insgesamt 1,18 Milliarden Euro geplant. Das ist innerhalb eines Jahrzehnts praktisch eine Verdoppelung. Denn 2008 waren es nach Angaben der PVA gegenüber der "Wiener Zeitung" 536 Millionen Euro.

Mit dem Voranschlag für 2018 wurde mit 1,074 Milliarden Euro erstmals die Milliardengrenze bei den Aufwendungen für Kuren und Rehabilitation überschritten. Im Jahr 2017 ist die Pensionsversicherungsanstalt mit 993 Millionen Euro noch knapp unter dieser Marke geblieben.

Rehabilitation für 30.000 Patienten pro Jahr

Auch wenn es sich um Österreichs mit Abstand größte Pensionsversicherungsanstalt handelt, die auch nach der Sozialversicherungsreform von ÖVP und FPÖ weiter als eine von künftig fünf Trägern erhalten bleibt, sieht man in der PVA den Zuwachs der Mittel für Gesundheitsleistungen nicht als Widerspruch. Im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG) ist die Grundlage für die Rehabilitation gelegt. Es gebe den ausdrücklichen gesetzlichen Auftrag, die Menschen möglichst lang im Beruf zu halten. Das ist insofern auch im Sinne der Pensionsanstalt, weil damit Kosten durch Frühpensionierungen gespart werden.

Die Rehabilitation umfasse Maßnahmen "mit dem Ziel, die zu rehabilitierenden Personen bis zu einem solchen Grad ihrer Leistungsfähigkeit herzustellen oder wiederherzustellen, der sie in die Lage versetzt werden, im beruflichen und wirtschaftlichen Leben und in der Gemeinschaft einen ihnen angemessenen Platz möglichst dauernd einnehmen zu können", lautet der im Gesetz festgeschriebene Auftrag.

Derzeit werden rund 80 Prozent der Rehabilitationsaufenthalte inzwischen von der PVA durchgeführt, wie PVA-Obmann Manfred Anderle vorrechnet. Damit sei man nicht nur "ein entscheidender Träger in der Gesundheitslandschaft in Österreich". Rund 30.000 Patienten werden dabei im Schnitt jedes Jahr in 17 Einrichtungen der Pensionsanstalt betreut. Es sei für die Menschen auch wichtig, möglichst lang im Arbeitsleben zu bleiben: "Denn jedes Monat zusätzlich steigert später die Pension."

Bei den Gesundheits- und Rehabilitationsmaßnahmen werden derzeit auch neue Wege in der PVA beschritten. Seit einigen Monaten läuft die Probephase für eine besondere Art des Heilaufenthaltes, bei der die medizinische und berufliche Rehabilitation stärker miteinander verknüpft werden.

Besonderer Weg zur Rückkehr in den Beruf wird erprobt

Im Zuge des Projekts, das "RehaJet" (Rehabilitation für Job, Erwerbsfähigkeit und Teilhabe) genannt wird, werden Patienten speziell für die Rückkehr in und die Bewältigung ihres Arbeitsalltags vorbereitet und trainiert. Es wird dabei besonders die berufliche Situation der Betroffenen berücksichtigt, etwa bestimmte Körperbewegungen, die ein Schlosser oder ein Maler üblicherweise macht. Gemeint ist dabei etwa das Arbeiten über Kopf oder das richtige Tragen von Lasten. Dabei kommen in der Rehabilitation, die in zwei Abschnitte gegliedert ist, schon in der ersten Phase zusätzliche Schulungsprogramme zum Einsatz. So wird auf Tätigkeiten, die jeweils in einer Berufsgruppe besondere Probleme bereiten und Auslöser für Erkrankungen sind, eingegangen.

In der zweiten Phase der Rehabilitation geht es dann um zusätzliche individuelle Analysen, wo es Schwierigkeiten bei einer Rückkehr im Beruf gibt. Dazu wird eine an den Berufsalltag angepasste Therapie angeboten. Die zweite Phase wird vor allem bei Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates angeboten. 175
Patienten wurden in drei PVA-Einrichtungen in der Pilotphase der neuen Reha-Form vorerst betreut.

Eine erste telemedizinische Maßnahme wird ebenfalls erprobt. Es handelt sich dabei um die Reha-App. Diese soll Patienten dazu motivieren, den in einem Reha-Zentrum eingeschlagenen Weg einer gesünderen Lebensweise auch zu Hause mit App-Unterstützung fortzusetzen.

Im Fokus stehen dabei der Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit dem Arzt werden bei der Rehabilitation festgelegte Zielwerte für Blutdruck, Gewicht und vorgeschriebene Medikamente gespeichert. Mittels App erfolgt zu Hause eine Erinnerung. Wie gut das funktioniert, wird in einer Studie über zwei Jahre getestet.

PVA-Generaldirektor Winfried Pinggera meint zu beiden Neuerungen, seine Anstalt zähle damit "zu den innovativen Vorreitern". Mit der Telerehabilitation gebe es etwa die Chance, auch Menschen eine Rehabilitation anzubieten, die wegen der großen Entfernung zu einem ambulanten Reha-Zentrum bisher keine Möglichkeit dazu hatten.