St. Pölten. (red.) Viele Pensionierungen und Umstellungen bei der Ausbildung sorgen zunehmend für Schwierigkeiten bei der Besetzung von Lehrerposten. In Niederösterreich werden wegen des Engpasses Bildungskarenzen und Teilzeitbeschäftigungen nur noch in dringenden Fällen genehmigt.
Wie Zahlen aus dem Bildungsministerium zeigen, sind im Bereich der Neuen Mittelschulen ungefähr 36 Prozent der 5600 Lehrerinnen und Lehrer älter als 55 Jahre. 292 gehen heuer in Pension, 317 sind es 2020, bevor sich die Situation ab 2021 wieder entspannt (279). Ähnlich ist die Lage in den Volksschulen in Niederösterreich. Hier sind etwas mehr als 5700 Lehrer beschäftigt, 22 Prozent davon sind älter als 55 Jahre. Gehen heuer 181 Lehrerinnen und Lehrer in Pension, werden es im kommenden Jahr 194 und 2021 182 sein.
Längere Lehrerausbildung verschärft das Problem
Damit gehen an Volksschulen und Neuen Mittelschulen mehr Lehrer in Pension als neu angestellt werden. Einer der Gründe ist, dass es wegen der Umstellung von drei Jahren Ausbildung auf vier Jahre im Vorjahr keine Absolventen und damit keine Bewerbungen gab: "Wir haben den Bund schon frühzeitig darauf hingewiesen, dass es zu einem Lehrermangel kommen wird. Dem ist aber nicht Rechnung getragen worden. Im Gegenteil", kritisierte Helmut Ertl, der Vorsitzende des Zentralausschusses der Landeslehrer, gegenüber ORF Niederösterreich.
Die Lage habe sich so sehr verschärft, dass nun Angebote für Lehrer gekürzt werden müssen, sagte Ertl: "Wir werden bei Bildungskarenzen und den beliebigen Teilzeiten restriktiver werden müssen." Schon seit dem Vorjahr sei das Sabbatical ausgesetzt. So weit, dass es Klassen ohne Lehrer gibt, werde es aber nicht kommen, betonten Ertl und Niederösterreichs Bildungsdirektor Johann Heuras. "Wir sind seitens der Bildungsdirektion gut vorbereitet." Eine Möglichkeit seien Sonderverträge: "Mit diesem Sondervertrag können Lehrer mit einer Ausbildung für eine höhere Schule beispielsweise in einer Neuen Mittelschule unterrichten", erklärte Heuras.
Pensionierungen stehen auch in Gymnasien und berufsbildenden Schulen an. Dort könne man aber aus dem Vollen schöpfen, sagte die Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft in Niederösterreich, Eva-Maria Teimel. Dort gebe es sogar mehrere Bewerbungen pro Planstelle.