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Für 36.400 Schüler rückt der Nachzipf näher

Von Brigitte Pechar

Politik
Am Tag der Prüfung gilt: Leichtes Essen, nur Wasser, keine Eistees und Zuversicht.
© Getty Images/Westend61

Der Gründer von Lernquadrat, Konrad Zimmermann, schätzt den Nachhilfemarkt in Österreich auf 100 bis 140 Millionen Euro ein.


Wien. Es sind nur noch drei beziehungsweise vier Wochen bis Schulbeginn. Wer eine Nachprüfung hat und noch nicht dafür gelernt hat, muss sich ab sofort hinter die Bücher klemmen. Denn Experten raten für eine erfolgreiche Wiederholungsprüfung, zumindest vier Wochen je fünf Tage - drei Stunden täglich - zu lernen. Wer im Osten Österreichs wohnt und nur noch drei Wochen Ferien hat, muss demnach die tägliche Lerndosis auf vier bis fünf Stunden erhöhen. Geprüft wird nämlich der gesamte während des Unterrichtsjahres behandelte Lehrstoff des betreffenden Gegenstandes.

Rund 36.400 Schülerinnen und Schüler müssen heuer im September eine Wiederholungsprüfung ablegen. Von diesen können dann erfahrungsgemäß etwa drei Viertel - entweder aufgrund der bestandenen Wiederholungsprüfung(en) oder bei Nicht genügend auf Basis eines Konferenzbeschlusses oder anderer entsprechender Klauseln - in die nächste Schulstufe aufsteigen, hieß es dazu aus dem Bildungsministerium.

60.000 Schüler lernen auch während der Sommerferien

Laut dem Nachhilfebarometer der Arbeiterkammer haben in den vorigen Sommerferien rund 60.000 Schüler Nachhilfe genommen. Viele von ihnen bereiten sich damit auf das kommende Schuljahr vor - unabhängig von einer Nachprüfung. Während des Schuljahres nehmen viel mehr Schüler eine begleitende Lernhilfe in Anspruch. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass 25 Prozent aller 1,1 Millionen Schüler und Schülerinnen (also 275.000) während des Jahres Nachhilfe nehmen.

Laut Konrad Zimmermann, dem Gründer von Lernquadrat, werden durchschnittlich pro Kopf und Jahr 750 bis 800 Euro ausgegeben. Den gesamten Nachhilfemarkt bemisst Zimmermann im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" auf 100 bis 140 Millionen Euro, 10 Prozent dieses Kuchens hält Lernquadrat. Man könne natürlich keine 100-prozentige Garantie abgeben, dass nach einem Nachzipf-Kurs in seiner Bildungsinstitution die Prüfung bestanden werde. "Aber: 90 bis 97 der Kinder schaffen das."

Zwischen Schüler und Lehrer muss ein Draht da sein

Was macht er dafür hauptverantwortlich? Man müsse die Arbeit mit Kindern mögen. "Das Wesentliche ist nicht die fachliche Kompetenz, die natürlich auch da sein muss. Wesentlich ist die Beziehung des Lehrenden zum Lernenden", sagt Zimmermann. Wenn dieser Draht fehle, gehe es nicht. Das sei auch seine Erfahrung als langjähriger HTL-Lehrer.

Nachhilfe zahle sich nicht nur beim Ergebnis, sondern auch rein wirtschaftlich betrachtet aus: Vier Wochen Nachhilfe kosten etwa 800 Euro. Aber ein Schuljahr koste den Staat pro Kind rund 10.000 Euro pro Jahr, die Eltern - günstig gerechnet - 800 Euro.

Was sollte am Tag der Nachprüfung beachtet werden? Leichtes Essen, nur Wasser - keine Eistees oder Cola. Denn sonst ziehe der Magen das ganze Blut ab und es bleibe zu wenig fürs Gehirn. Und an die Eltern hat Zimmermann den Rat: "Bitte setzen Sie das Kind nicht unter Druck. Bieten Sie Hilfe und Unterstützung an, keine Drohung."