Vor fünf Jahren wurde die Onlineplattform Engage.ch gegründet, ein Projekt des Dachverbandes der rund 80 Jugendparlamente in der Schweiz. Die Plattform animiert, ihrem Namen entsprechend, zum Engagement von Jugendlichen, sie können ihre Anliegen zu lokalen bis nationalen Themen sehr einfach einbringen über ihr Smartphone. Engage ist über die Jugendparlamente aber auch "offline" aktiv, bringt Jugendliche mit Politikerinnen und Politikern in Kontakt. Am Rande des Forums Alpbach sprach die "Wiener Zeitung" mit Melanie Eberhart, der Geschäftsführerin von Engage.ch  über das oft schwierige Verhältnis von jungen Menschen zur Politik.

"Wiener Zeitung": Es gibt zwei Zuschreibungen an Jugendliche im Zusammenhang mit Politik: Erstens, sie haben Schwierigkeiten mit Parteien, und, zweitens, sie sind idealistisch und eher wenig kompromissbereit. Stimmt das?


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Melanie Eberhard arbeitet seit 2014 beim Dachverband der Schweizer Jugendparlamente. Die Politologin hat als Projektleiterin "Engage.ch" mitaufgebaut, das Jugendlichen einen niederschwelligen Zugang zur Politik bieten will. DSJ
Melanie Eberhard arbeitet seit 2014 beim Dachverband der Schweizer Jugendparlamente. Die Politologin hat als Projektleiterin "Engage.ch" mitaufgebaut, das Jugendlichen einen niederschwelligen Zugang zur Politik bieten will. DSJ

Melanie Eberhard: Es ist schon so, dass wir über Engage Leute erreichen, die nicht in Parteikategorien denken. Aber wenn sie einmal einen einfachen Zugang zur Politik erhalten, kann es durchaus sein, dass sich jemand dann auch für Parteien interessiert. Aber grundsätzlich entsprechen Parteien nicht gerade dem, was für einen jungen Menschen attraktiv und sexy ist.

Und der kompromisslose Idealismus?

Man kann wahrscheinlich schon sagen, dass Jugendliche ideologischer sind als Ältere. Aber deshalb ist es ja so eine Freude sie in den politischen Prozess zu integrieren. Zurzeit handelt es sich oft um Umweltthemen, die gepostet werden. Nicht jedoch im klassischen Sinne, also nicht Themen, die bereits auf der politischen Agenda sind, sondern es geht um neue Wege und Ideen durch neue Technologien.

In der Schweiz ist das politische System ein anderes als in Österreich durch die regelmäßig stattfindenden Volksabstimmungen. In Österreich funktioniert das demokratische System nur über Parteien. Irgendwie muss es also gelingen, die jungen Leute in diesen Prozess hineinzubekommen, und zwar auch als Politiker. Nur wie?

Wir haben zwar diese Volksabstimmungen, und man kann mit 150.000 Unterschriften eine Initiative lancieren. Aber faktisch kann das niemand allein stemmen. In der Regel sind die Volksinitiativen auch ein Instrument der Parteien. Für unsere Arbeit ist es also wichtig, mit den Parlamentariern zusammen zu arbeiten. Und das funktioniert eigentlich sehr gut.

Aber wie bekommt man die Jugendlichen zu einem Engagement in den Parteien?

Der Zugang ist schwierig. Parteien wirken abschreckend, weil sie doch starre Gebilde sind. Man ist Mitglied, muss sich anmelden, irgendwelche Formulare ausfüllen. Und dann ist da auch das Verpflichtende, das für die Jugend nicht so passt. Auf der anderen Seite merken wir, dass die Jugendlichen schon das Interesse haben, ihre Meinung irgendwo kundzutun. Ich denke, Parteien wären gut beraten, die Eintrittshürden niedriger zu gestalten.