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Glyphosatverbot könnte mit Jänner in Kraft treten

Von WZ Online

Politik

Die EU-Kommission hat das Verbot bis zum Ablaufen der Frist nicht untersagt. Das Umweltministerium sieht aber einen rechtlichen Graubereich.


Das Glyphosatverbot in Österreich könnte mit 1. Jänner 2020 in Kraft treten. Die Europäische Kommission hat das Verbot bis zum Ablaufen der entsprechenden Frist  nicht untersagt. Das Umweltministerium sah darin aber keinen Freifahrtsschein, sondern vor allem eine große Rechtsunsicherheit. Umwelt-NGOs jubelten indes.

Vertragsverletzungsverfahren steht im Raum

Der österreichische Nationalrat hat am 2. Juli ein Totalverbot des unter Krebsverdachts stehenden Unkrautvernichtungsmittel mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ und NEOS beschlossen. Die Begutachtungsfrist ist nun abgelaufen. Zwar hat die EU das Verbot nicht untersagt, aber in einem Schreiben die Vorgehensweise Österreichs kritisiert und auch ein Vertragsverletzungsverfahren in den Raum gestellt. Tatsächlich ist das Land Kärnten bereits mit einem ursprünglich beschlossenen Totalverbot an der Kommission gescheitert.

Denn ein "nationaler Alleingang" ist eigentlich nur unter zwei Bedingungen durchführbar. Es müssten neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorgelegt werden, die bei der EU-weiten Zulassung von Glyphosat 2017 nicht bekannt waren. Oder es müssten spezielle Probleme etwa für Umwelt oder Gesundheit nachgewiesen werden, die es nur in Österreich, aber in keinem anderen EU-Staat, gibt. Beide Fälle liegen nicht vor.

Dementsprechend abwartend gab sich das Umweltministerium: Wenn das Gesetz in Kraft tritt, könne nicht nur die Kommission ein Verfahren gegen Österreich anstrengen, sondern etwa auch ein Landwirt, der Glyphosat nicht länger verwenden kann, in dem er gegenüber der Republik Schadenersatzansprüche geltend macht. Weiters sind auch Klagen, die bis zum EUGH gehen könnten, nicht auszuschließen.

"Ein historischer Meilenstein

Die Umweltorganisationen sahen dies anders: Für Greenpeace kann das Gesetz - die NGO berief sich dabei auf ein Gutachten des Verwaltungsjuristen Daniel Ennöckl - eingeführt werden. "Das Aus von Glyphosat in Österreich ist ein historischer Meilenstein für den Schutz unserer Gesundheit und für den Erhalt der Artenvielfalt in unserem Land. Österreich wird damit zu einem Vorreiter mit Signalwirkung für ganz Europa", sagte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich.

Ähnlich reagierte Global 2000: "Damit ist nun fix: Österreich wird als erstes Land der Europäischen Union den Ausstieg aus Glyphosat vollziehen", erklärte Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker und Glyphosat-Experte bei der Umwelt-NGO: "Nun ist es wichtig, dass unsere Bäuerinnen und Bauern jene Unterstützung erhalten, die ihnen den Umstieg auf eine glyphosatfreie Produktionsweise erleichtert. 'Herkunftsland Österreich' wird fortan in ganz Europa für Freiheit von Glyphosat stehen."

Ob Glyphosat tatsächlich Krebs auslöst, ist seit Jahren Gegenstand heftiger Debatten. Sowohl der mittlerweile zum deutschen Bayer-Konzern gehörende Glyphosat-Hersteller Monsanto als auch dessen Gegner verweisen dabei auf wissenschaftliche Studien, die ihre jeweilige Position unterstützen sollen.