Es ist der erste öffentliche Termin nach einem mehrwöchigen Kuraufenthalt. Am Dienstag, am Vorabend seines 75. Geburtstages am 22. Jänner, hat Wiens Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn die Spitzen der christlichen Kirchen zu einem Ökumenischen Empfang ins Wiener Priesterseminar eingeladen. Ein Signal anlässlich der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen, die ihm ein Anliegen ist.

Stationen eines Kirchenlebens: Von der Erst kommunion 1952 . . . - © EDW/privat
Stationen eines Kirchenlebens: Von der Erst kommunion 1952 . . . - © EDW/privat

Schönborn ist nach einer gut verlaufenen Krebsoperation im Mai des vergangenen Jahres und einem Anfang Dezember erlittenen Lungeninfarkt "auf dem Weg der Besserung", wie der Leiter des Erzbischöflichen Sekretariats, Hubert Weber, via Kathpress mitteilte. Gleichzeitig wird aber betont, dass sich der Wiener Erzbischof weiter schonen müsse. Deswegen wurden bereits bis in den Sommer Termine abgesagt. Seine Krebserkrankung hat er im Frühjahr 2019 mit bis dahin unbekannter Offenheit bekanntgegeben.

. . . über die Priesterweihe 1970 (mit Kardinal Franz König) . . . - © EDW/privat
. . . über die Priesterweihe 1970 (mit Kardinal Franz König) . . . - © EDW/privat

"Ich danke für die Gebete und die guten Wünsche und freue mich, dass ich mit Ihnen gemeinsam den Weg weitergehen darf - im Amt und auch danach", sagt Schönborn in einem am Freitag publik gemachten Video. Schon im November hat er persönlich Papst Franziskus sein Rücktrittsgesuch, das das Kirchenrecht bei Erreichen des 75. Lebensjahrs für amtierende Bischöfe vorsieht, übergeben.

Eine offizielle Antwort aus dem Vatikan ist bis Freitag nicht erfolgt. Aber der Kardinal hat sich bereits mit seinem weiteren Rückzug befasst. Das betrifft Überlegungen über die Übergabe als Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz. Darüber habe er sich Gedanken gemacht, wurde der "Wiener Zeitung" in Kirchenkreisen erklärt. Naheliegender Zeitpunkt dafür ist die im März bevorstehende Versammlung der österreichischen Bischöfe in Matrei am Brenner in Tirol. "Es ist offen, aber an sich würde er den Vorsitz gerne zurücklegen", war zu erfahren. Die Frage ist eher, ob er nicht von den anderen Bischöfen um seinen Verbleib gebeten wird.

Spätestens seit der Bekanntgabe seines Rücktrittsgesuchs mit seinem 75. Geburtstag steigen Spekulationen über seine Nachfolge auf wie der Weihrauch in der Christmette. Die Austria Presseagentur berichtet unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Kirchenkreise, dass der Salzburger Erzbischof Franz Lackner neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz werden solle. In der innerkirchlichen Hierarchie hat das eine Logik: Lackner ist bereits Stellvertreter Schönborns in der Bischofskonferenz. Je höher der Weihrauch steigt, umso mehr verflüchtigt er sich. Ähnliches gilt für die Nachfolge in Wien, für die ebenfalls Lackner und der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler von der APA als mögliche Kandidaten genannt werden.