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Disput um Deadline an Uni Wien

Von Daniel Bischof

Politik

Anfang Mai wird das Lehramt-Diplomstudium in Wien auf das Bologna-System umgestellt. Betroffene sind verunsichert und fordern eine Fristverlängerung. Die Uni Wien beschwichtigt.


Eine Deadline sorgt bei einer Gruppe angehender Junglehrer für Verunsicherung: Mit 30. April läuft das Diplomstudium Lehramt an der Universität Wien aus. Wer sein Studium bis dahin nicht abschließt, wird auf das Bologna-System umgestellt. Betroffene befürchten, dass dies erhebliche Zeitverzögerungen mit sich bringt und sie zahlreiche Kurse nachholen müssen.

"Das Studium würde sich für viele Studenten, denen nur noch die Diplomarbeit fehlt und die kurz vor dem Abschluss stehen, wieder um einige Zeit verlängern. Einige könnten sich das finanziell gar nicht mehr leisten und müssten ihr Studium abbrechen", beklagt Anna Baumgartner. Die 26-Jährige hat ihr Lehramtsstudium in Deutsch und Italienisch bereits abgeschlossen, für den Abschluss in Psychologie und Philosophie fehlt ihr noch die Diplomarbeit.

Baumgartner hatte ihr Studium im Jahr 2013 aufgenommen und landete dadurch noch im nunmehr "alten" Diplomstudium. Denn erst im Wintersemester 2014/2015 wurden alle 26 Lehramtsstudien an der Universität Wien auf das Bologna-System umgestellt. Angehende Junglehrer, die seitdem ihr Studium aufnehmen, beginnen automatisch im Bachelor. Für die "alten" Diplomstudenten wurde die Übergangsfrist erlassen, die nun im April ausläuft.

Diese Frist sei deutlich zu kurz, beklagt Baumgartner. Sie hat sich mit anderen Betroffenen zusammengeschlossen. Die Facebook-Gruppe "Für eine Verlängerung des Diplom-Lehramts (Uni Wien)" hat mittlerweile 567 Mitglieder. Gefordert wird eine Fristerstreckung bis zumindest September 2020. Dadurch sei bereits einem Großteil der Studenten geholfen, so Baumgartner: "Gerade in Zeiten des gravierenden Lehrermangels wäre das ein verantwortungsvoller Schritt."

650 Betroffene

Derzeit sind laut Angaben der Universität Wien 1900 Personen für das Diplomstudium Lehramt inskribiert. Darunter befinden sich einige Karteileichen und Studenten, die von einem Abschluss noch weit entfernt sind. Rund 650 Studenten fehlt nur noch die Diplomarbeit beziehungsweise diese und ein oder zwei kleinere Prüfungen.

Eine Sprecherin der Universität Wien betont, dass jeder Junglehrer sein Studium abschließen werde können, sei es nun im Diplomstudium oder Bologna-System. Um möglichst vielen Betroffenen aber noch einen raschen Abschluss im Diplom zu ermöglichen, habe man umfangreiche Unterstützungen wie Mentoringprogramme angeboten: "Wir haben auf alle Betroffenen bestmöglich Rücksicht genommen." Zudem seien die Studenten seit 2014 umfassend über die Übergangsfrist und die Umstellung informiert worden.

Baumgartner sieht das anders. Die Suche nach Betreuern für die Diplomarbeit sei für viele Studenten äußerst zäh und langwierig gewesen. Dadurch seien entscheidende Verzögerungen entstanden. Nun, zwei Monate vor der Umstellung, herrsche bei den Betroffenen auch weiterhin große Ungewissheit. So sei nach wie vor unklar, welche Prüfungen und Kurse aus dem Diplomstudium im Bologna-System anerkannt werden, sagt Baumgartner.

Grüne schalten sich ein

"Es ist im Einzelfall möglich, dass ein Betreuer die Diplomarbeit ablehnt, wenn etwa ein Konzept fehlt", wird seitens der Universität Wien betont. Bei der Anerkennung werde man großzügig vorgehen. Fehle einem Studenten etwa nur noch die Diplomarbeit, so werde er auch im Bologna-System nur noch die Masterarbeit machen müssen, weitere Kurse seien nicht nötig. Der bürokratische Anerkennungsprozess werde dabei schnellstmöglich erledigt. "Bei anderen Studienrichtungen hat die Umstellung bereits gut funktioniert", so die Sprecherin.

Abgeschlossen scheint der Disput derzeit noch nicht, mittlerweile beschäftigt er auch die Politik. Eva Blimlinger, Wissenschaftssprecherin der Grünen, erklärt gegenüber der "Wiener Zeitung", dass sie die Forderung nach einer Fristverlängerung unterstütze. Sie betont allerdings, dass es dafür rechtliche Hürden gebe.

Auf Probleme aufgrund der Vorgaben des Universitätsgesetzes verweist auch die Universität Wien. Eine Fristverlängerung bis September sei einfach rechtlich nicht möglich, heißt es. Blimlinger erklärt, dass sich noch eine Ausnahmeregelung für die Studierenden finden lassen könnte. Diesbezüglich seien Gespräche geplant, erklärt die Grünen-Politikerin.