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Wie Spitäler für das Coronavirus gerüstet sind

Von Karl Ettinger

Politik

Umfangreiche Konsequenzen sind wegen Betroffenem, der zehn Tage in Wien im Spital lag, nötig. Niederösterreich schickt Verdachtsfälle in zwei Kliniken, laut Gesundheitsressort wären es 14.


Ein 72 Jahre alter Mann, der durch das Corona-Virus erkrankt ist, liegt vorerst nicht ansprechbar im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital. Der Betroffene war am Dienstag der erste bestätigte Corona-Fall in Wien. Er ist davor aber bereits zehn Tage im Krankenhaus Rudolfstiftung im 3. Bezirk gelegen, wo zunächst klassische Grippe-Symptome diagnostiziert worden waren. Deswegen gab es nach dem Feststehen des positiven Tests Donnerstagvormittag weitreichende Konsequenzen: Der Patient wurde prompt ins Kaiser-Franz-Josef-Spital überstellt, drei Abteilungen in der Rudolfstiftung gesperrt, Spitalsmitarbeiter, die den Mann direkt behandelt haben, müssen daheim in Quarantäne sein. Besucher des Mannes werden getestet. Es wird versucht, alle Kontakte des Mannes herauszufinden.

All das wurde Donnerstag um 13 Uhr bei einem kurzfristigen Pressetermin im Wiener Rathaus von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und dem medizinischen Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Michael Binder, bekannt gegeben. "Wir haben in der uns überschaubaren Gruppe keinen einzigen weiteren Krankheitsfall feststellen können", teilte Binder vorerst mit. Wo sich der 72-Jährige mit Corona angesteckt hat, blieb zunächst unklar. Binder stufte dessen Erkrankung als schwer ein. Seine Corona-Erkrankung wurde festgestellt, weil am Wochenende die Untersuchung aller Patienten mit Lungenentzündung in Wiener Spitälern angeordnet worden war.

Fünf bestätigte Fälle nach rund 450 Tests

Ein zweiter Patient sei in häuslicher Quarantäne, wurde weiter berichtet. Dieser jüngere Mann dürfte sich in Italien angesteckt haben. Er hatte sich zur Untersuchung gemeldet. Ein erster Test ergab einen Nachweis, Bestätigung gab es aber keine. Zuvor waren zwei Corona-Fälle in Innsbruck bestätigt worden. Insgesamt wurden laut Gesundheitsministerium bis Donnerstagvormittag österreichweit 447 Tests durchgeführt, vier Fälle gelten als bestätigt. Am Abend gab es dann noch eine weitere Bestätigung: Neben einem 72-jährigen Mann, befanden sich  ein Ehepaar und seine zwei Kinder im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Der Mann und die Frau wurden bereits positiv getestet, die Kinder zeigen ebenfalls Krankheitssymptome, hieß es aus dem Wiener Krankenstaltenverbund (KAV).

© M. Hirsch

Das Medizinische Zentrum Süd, vulgo Kaiser-Franz-Josef-Spital, ist in Wien erste Anlaufstelle für Corona-Verdachtsfälle, weil es Zentrum für Infektionskrankheiten ist. Im Haus selbst wollte man in der Pressestelle nicht einmal Auskunft zu den Vorkehrungen geben. Das Spital wird vom Gesundheitsressort unter jenen bundesweit 59 Krankenhäusern aufgelistet, die für die Behandlung von Corona-Erkrankten und Verdachtsfällen ausgerüstet sind.

Allerdings zeigten Recherchen der "Wiener Zeitung" im benachbarten Niederösterreich, dass dies so nicht den Tatsachen entspricht. Für Niederösterreich wurden vom Ministerium am Donnerstag 14 Spitäler angeführt.

Niederösterreich behandelt in St. Pölten und Mödling

In der NÖ-Landesgesundheitsagentur reagierte man darauf mit Verwunderung. Bei begründeten Corona-Verdachtsfällen würden diese "ausschließlich an zwei Klinikstandorten mit Isolierstationen untersucht", stellte der Sprecher der NÖ-Landeskliniken-Holding, Bernhard Jany fest. Das sind die Uniklinik St. Pölten und die Landesklinik Mödling.

Welcher Ablauf ist vorgesehen? Ein Patient mit begründetem Verdacht wird im Klinikum isoliert, es folgt die Diagnostik. Sollte das Virus beim Patienten nachgewiesen werden, werde ein Transfer ins Kaiser-Franz-Josef-Spital "mit einem qualifizierten Rettungsmittel durchgeführt".

Die 14 Klinikstandorte in Niederösterreich verfügten zwar über Isolierzimmer, die grundsätzlich für Infektionskrankenheiten zur Verfügung stehen, wurde erläutert. Das bedeute aber nicht, dass diese Einheiten tatsächlich für Corona-Erkrankte zur Verfügung gestellt würden, wurde seitens der NÖ-Landeskliniken-Holding ausdrücklich betont. In Niederösterreich wird sogar überlegt, die Behandlung von Corona-Fällen nur an einem Klinikstandort durchzuführen.