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Ernüchternde Bilanz für Asylberechtigten-Jobbörse

Von Karl Ettinger

Politik

30.000 Asylberechtigte suchen Arbeit. Wie Türkis-Blau probiert es nun auch die türkis-grüne Bundesregierung mit einer Großveranstaltung zur Jobvermittlung.


ÖVP und Grüne lassen es sich nicht verdrießen. In einer Halle in Wien-Favoriten wird heute, Dienstag, neuerlich eine Jobbörse für Asylberechtigte veranstaltet. Dabei sind die Erfahrungen aus der gleichen Veranstaltung im Jänner des Vorjahres recht ernüchternd. Nach einem der "Wiener Zeitung" vorliegenden Bericht über erste Erfahrungen hat nur rund ein Fünftel der anerkannten Flüchtlinge tatsächlich eine Stelle gefunden. Insgesamt suchen rund 30.000 Asylberechtigte in Österreich einen Job.

800 Asylwerber in Lehre

Der Chef des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, wird im Rahmen der jetzigen von der türkis-grünen Bundesregierung inszenierten Jobbörse eine offizielle Bilanz vorlegen. Von Regierungsseite haben sich Arbeits- und Familienministerin Christine Aschbacher, Integrationsministerin Susanne Raab (beide ÖVP) sowie Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) angesagt. Anschober war noch während seiner Zeit als Integrationslandesrat in Oberösterreich treibende Kraft hinter den Bemühungen, dass Asylwerber, die eine Lehre begonnen haben, nicht abgeschoben werden. Das wurde dann Ende des vergangenen Jahres noch vor der Vereinbarung für eine türkis-grüne Bundesregierung umgesetzt. Rund 800 betroffene Asylwerber in Lehre dürfen damit zumindest ihre Ausbildung in Österreich abschließen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz hat aber nie ein Hehl daraus gemacht, dass ihm die Initiative für Asylwerber nicht am Herzen liegt. Die Jobbörse, die im Jänner des Vorjahres in der Halle in Favoriten unter viel medialem Getöse sehr kurzfristig aus dem Boden gestampft werden musste, war sogar ein bewusstes Zeichen der damaligen ÖVP-FPÖ-Regierung gegen Anschobers Vorstoß. Denn während sich Anschobers Aktion an Asylwerber richtet, die an sich keine Arbeitserlaubnis in Österreich haben, drängte die türkis-blaue Koalition unter der Führung von ÖVP-Obmann Bundeskanzler Kurz auf die verstärkte Vermittlung von Asylberechtigten, die als anerkannte Flüchtlinge auch Zugang zum Arbeitsmarkt haben.

Die Bilanz zeigte aber dann auch grundsätzlich auf, warum rund 30.000 anerkannte Flüchtlinge keine Arbeitsstelle gefunden haben und beim AMS gemeldet waren.

Online-Bewerbung als Hürde

In dem dazu erstellten Bericht des Arbeitsmarktservice wurde zur Jobbörse analysiert, "dass es sich als große Hürde für die Zielgruppe der Asylberechtigten und der subsidiär Schutzberechtigten herausgestellt, hat, dass ein Großteil der Betriebe ihr Auswahlverfahren über Online-Bewerbungsportale abwickelt und somit im Rahmen der Jobbörse auf diese verwiesen hat". Die Bewerbung mittels Smartphone, über das viele Asylberechtigte verfügen, wurde offenbar zur unüberwindlichen Hürde. Das beklagten laut AMS beispielsweise auch die ÖBB, die elf freie Arbeitsplätze vergeben wollte.

Außerdem gingen offenkundig die Vorstellungen der Asylberechtigten, die zur Jobbörse gekommen sind und jene der Betriebe deutlich auseinander. Das zeigte sich vor allem auch darin, dass bei den Flüchtlingen laut AMS-Bericht wenig bekannt war, worum es etwa bei Saisonkräften für den Arbeitsmarkt geht. Das beinhaltet auch die Übersiedlung von Wien weg über einen bestimmten Zeitraum. Vor allem die ÖVP hat angekündigt, dass sie mit strengeren Zumutbarkeitsbestimmungen die Übersiedlung von arbeitslosen und stellensuchenden Menschen in Ostösterreich in die Tourismusregionen in Westösterreich vorantreiben will, wo dringend Personal gesucht wird. Die Grünen haben allerdings weder Freude mit verschärften Zumutbarkeitsregeln für Arbeitslose noch mehr Druck bei der Arbeitssuche.