Zum Hauptinhalt springen

Im System Patienten verteilen

Von Martina Madner

Politik

In allen Bundesländern findet ein Verteilen "normaler" und Covid-19-Patienten statt. Ziel ist die bestmögliche Versorgung an passender Stelle, um die Kapazitäten bestmöglich zu nutzen.


Die für das Gesundheitssystem Verantwortlichen und die Krankenhäuser bereiten sich seit dem Wochenende für den Anstieg an Covid-19-Erkrankten vor. Es geht darum, dass sowohl mit dem Virus Infizierte als auch andere Erkrankte oder Verunfallte weiterhin gut versorgt werden können - und damit Gesundheitspersonal und Patienten möglichst gut durch die Corona-Krise kommen.

In welchen Fällen darf ich ins Spital gehen?

Patienten, die unbedingt notwendige Routinebehandlungen benötigen, die nicht aufgeschoben werden können. Menschen mit Krebs zum Beispiel, die zur Chemo-Therapie müssen, werden weiterhin in Spitälern behandelt. Sie stehen auch für akute Notfälle etwa einem Herzinfarkt oder bei Unfällen bereit. Minister Rudolf Anschober betont einmal mehr, dass es bei einem bloßen Verdacht auf eine Sars-CoV-2-Infektion "zu vermeiden ist, selbst die Krankenanstalt aufzusuchen" - auch nicht zu niedergelassenen Ärzten gehen. Diese sollten - mit und ohne Symptome - unbedingt zu Hause bleiben, das Gesundheitstelefon 1450 anrufen und die dort erhaltenen Anweisungen genau befolgen. Das Personal der Hotline wird österreichweit aufgestockt, um lange Wartezeiten wieder zu minimieren, heißt es aus den Bundesländern. Medikamentenverordnung und Krankschreibungen wegen anderen Beschwerden sind aktuell beim Hausarzt auch telefonisch möglich.

Warum gibt es Zugangs-Checks bei den Spitälern?

Einige Krankenhäuser haben mit Zugangs-Checks schon begonnen, ab Mittwoch führen alle Krankenhäuser des Wiener Krankenanstaltenverbunds vollständig Checks an den Eingängen durch. Auch in Salzburg-Stadt wurden auf dem Areal des Uniklinikums Zelte zur Erstabklärung von Patienten errichtet. Dabei checken Ärzteteams in kurzen Visiten auf Covid-19-Symptome, und generell, ob überhaupt eine Behandlung im Krankenhaus notwendig ist. Ist es beides nicht, würden manche Patienten mit Rezepten versorgt, andere an niedergelassene Ärzte weiterverwiesen. Es gehe um den "Schutz der Spitäler und der wichtigen Gesundheits-Infrastruktur", erklärt Wiens Gesundheitslandesrat Peter Hacker. Man wolle Krankenhäuser zum Schutz von Patienten sowie der Belegschaft vor Covid-19 entlasten. In Wien werden neu Aufgenommene künftig getestet, generell gilt, dass jedenfalls jene getestet werden, die im Verdacht stehen, infiziert zu sein.

Warum erhält nicht jeder gleich das volle Programm?

Bei der Begutachtung geht es darum, die bestmögliche Versorgung für alle Kranken weiterhin zur Verfügung zustellen. Wie sonst auch in Ambulanzen wird priorisiert. Reinhard Krepler, bis zu seiner Pensionierung 2004 ärztlicher Direktor des Allgemeinen Krankenhauses, erklärt, wie man bei der "Triage" nach drei dringlichen Stufen unterscheidet: "Patienten, die zwar krank sind, aber keine medizinische Hilfe benötigen, also zu Hause alleine gesund werden können." Patienten, die das nicht können, weil dadurch andere in Gefahr wären; für diese wären bei Bedarf Behelfsbetten da und solchen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, wovon einige wenige Intensivbetten benötigen. Er versichert: "Bei dieser Entscheidung geht es in Österreich keinesfalls darum, ob jemand medizinische Hilfe bekommt oder nicht. Jeder erhält sie bis ins höchste Niveau, wenn er das braucht."

Stehen genügend Betten in den Krankenhäusern bereit?

Österreich verfügt über die meisten Spitalsbetten pro Einwohner in Europa, auch bei Intensivbetten liegen wir hinter Deutschland und Luxemburg an dritter Stelle. Nicht jeder benötige Intensivmedizin oder Beatmung durch Maschinen: "An jedem normalen Krankenhausbett ist eine Sauerstoffversorgung möglich", erklärt Krepler.

Im Ministerium spricht man von insgesamt 44.183 Krankenhausbetten, davon befinden sich 2451 in Intensivstationen. Diese seien aber selbst in Monaten, in denen es vermehrt Grippefälle gibt, höchstens zu 82 Prozent ausgelastet. Man könne bei Bedarf rasch Kapazitäten erweitern und Geplantes verschieben: Das Verschiebungspotenzial liege bei 20 bis 25 Prozent. In Wien könne man 700 Betten mobilisieren, betonte Hacker. Weitere 900 Plätze gebe es im Betreuungszentrum in der Wiener Messe für milde und moderate Krankheitsverläufe. Das lässt sich falls nötig auf 3100 ausdehnen. In Salzburg stellt man etwa an die 2000 Betten in Internaten für allfällige Quarantänemaßnahmen bereit.

Warum ist das Personal so schützenswert?

Wer wo genau verfügbar ist, werde derzeit gerade erhoben und weiß man zentral spätestens am Donnerstag, heißt es aus dem Ministerium. In den Spitälern reagiere man aber "unverzüglich" und ständig auf neue Situationen, erklärt Krepler: "Damit zum Beispiel diejenigen im Umgang mit Patienten, die an Beatmungsgeräten geschult sind, auch für diesen Bereich freigeschaufelt sind." Für deren sonstige Arbeit plane man anderes Personal ein, um das Personal mit den für Covid-19-Behandlungen notwendigen Fähigkeiten von anderen Aufgaben zu entlasten.