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Die Schutzbedürftigen in der Corona-Krise

Von Simon Rosner

Politik
© Rosner

Die Spitäler sind eine kritische Infrastruktur, deren Schutz wichtig ist. Doch das heißt auch, heikle Abwägungen zu treffen.


In den kommenden Tagen wird auf die Krankenhäuser eine enorme Belastung zukommen. Seit Wochen bereiten sich die Spitäler darauf vor, schrittweise wurden Maßnahmen getroffen, um einerseits Kapazitäten zu schaffen, aber auch, um diese Infrastruktur selbst vor der Epidemie zu schützen. Das ist alles andere als leicht, aber ungemein wichtig, um diese Krise zu überstehen. Was passiert, wenn diese Versorgung zusammenbricht, ist bereits in einigen Ländern auf schreckliche Weise zu beobachten.

Rund zehn Prozent der positiv Getesteten müssen im Krankenhaus versorgt werden und bis zu zwei Prozent auf der Intensivstation. Am Dienstag lag die Zahl der intensivpflichtigen Patienten österreichweit bei 198. Von den aktuell 2723 Beatmungsgeräten standen Anfang der Woche 1177 für Covid-Erkrankte zur Verfügung.

Auch wenn sich die Spitäler nun rüsten, viele tausend Covid-Patienten zu betreuen, muss auch gewährleistet werden, dass andere Patienten behandelt werden. Es gibt weiterhin Herzinfarkte, Krebs oder schwere Darminfekte. Ein großes Problem ist, dass gerade in Spitälern Personen liegen, die zu einer Risikogruppe gehören. Sie müssen besonders geschützt werden, da für sie die Covid-Erkrankung eine lebensbedrohliche Situation darstellt. Eine Ansteckung im Krankenhaus durch Personal oder andere Patienten muss daher verhindert werden.

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Schon vor Wochen sind Maßnahmen angelaufen, etwa ein Besuchsverbot sowie eine Umstellung der Dienstpläne, damit in Teams gearbeitet wird. Dadurch soll erreicht werden, dass beim Auftreten eines positiven Falls möglichst wenige Mitarbeiter in Quarantäne müssen. In Salzburg waren in der Vorwoche zeitweise 500 im Krankenhaus Beschäftigte in Quarantäne. Das ist in Zeiten von sich verknappenden Personalressourcen ein Problem.

Überhaupt müssen die Spitäler aufgrund der außergewöhnlichen Situation Mangelverwaltung betreiben. Es gibt nicht genug Tests, um alle 100.000 Beschäftigte sowie alle neu eingelieferten Patienten täglich zu testen. Schutzbekleidung ist Mangelware, und auch mit den Beatmungsgeräten und dem Personal kann es knapp werden. Die Krankenhäuser müssen einerseits die schwer Erkrankten behandeln, andererseits aber eben das Virus von den Spitälern fernhalten. Das war auch von Beginn an die Strategie der Regierung, die darauf setzte, dass die meist milden Verläufe daheim auskuriert werden können.

Die Krankenhäuser haben mittlerweile Zugangskontrollen installiert sowie Triage-Systeme. Jeder Patient wird bei der Aufnahme genau befragt und untersucht. So will man verhindern, dass unentdeckte Covid-Fälle auf normalen Stationen landen. Das ist nicht einfach, da die Symptome manchmal unkonkret sind. Es gibt Fälle, bei denen nicht die typischen Anzeichen der Erkrankung vorliegen.

Salzburg legte Spitäler zusammen

In Salzburg hat man einen Krisenstab eingerichtet und die Spitäler organisatorisch zusammengelegt. Es wurden auch eigene Covid-Spitäler definiert, die medizinische Steuerung zentralisiert. Es gibt Empfehlungen zu den Schutzmaßnahmen vom Ministerium, die auch aktualisiert werden, die Krankenanstalten sind aber auch seit Wochen selbst aktiv gewesen, etwa im Erstellen von Standards für das gesamte Personal. Auch Schulungen sind in dieser Zeit wichtig, da Kontaminationen mit dem Virus auch durch Unachtsamkeit passieren.

Um Kapazitäten zu schaffen, wurden überall in Österreich nicht dringende Operationen verschoben, die Therapiepläne von chronisch Kranken angepasst und der Ambulanzbetrieb zurückgefahren. Der Wiener Krankenanstaltenverbund berichtet von einer Abnahme der Ambulanzfrequenz um 60 Prozent. Und auch die Zahl der stationären Aufnahmen hat sich um die Hälfte reduziert.

Später, aber nicht zu spät zum Arzt

Die Behandlung von anderen Erkrankungen ist auf das Mindestmaß zurückgefahren worden. Aber das ist auch heikel, da es dazu führen kann, dass Menschen unnötig zu medizinischen Notfällen werden, weil sie sich zu spät in Behandlung begeben. Auch Hausärzte berichten, dass sich die Menschen zwar daran halten, nicht zum Arzt zu gehen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Doch auch diese Verzögerung kann für die weitere Behandlung ein Nachteil sein. Hausärzte raten, sich telefonisch zu melden.

Auch bei Covid-Fällen kann eine Verschlechterung rasch eintreten. Deshalb hat Salzburg die Feldspitäler in der Nähe der Intensivstationen errichtet, um schnell reagieren zu können. Dieser zwar seltene, aber doch auftretende Verlauf ist auch ein heikler Punkt der Strategie der Regierung, da schon einige Covid-Patienten in Heimquarantäne gestorben sind. Diese Erkrankten werden telemedizinisch kontrolliert und auch angewiesen, sich bei einer Verschlechterung zu melden. Man will sie so lange wie möglich von den Spitälern fernhalten, um diese zu schützen. Manchmal mit weitreichenden Folgen.