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Frauen belastet die Krise mehrfach

Von Martina Madner

Politik

Die ungleiche Verteilung der Familienarbeit scheint sich zu verstärken. Die SPÖ fordert öffentliche Unterstützung ein.


Dass Frauen durch die Corona-Krise mit Erwerbsarbeit, Homeschooling, Kinderbetreuung, Haushalt oder Pflege mehr belastet sind, dürfte kaum überraschen. Eine Umfrage der "Triple M Matzka"-Meinungsforschung für die SPÖ-Frauen zeigt aber, wie deutlich Be- und Überbelastung wahrgenommen wird: 86 Prozent der befragten Frauen stimmten der Aussage "Frauen tragen in der jetzigen Situation den Hauptteil der Belastungen" zu.

Fast die Hälfte der 1030 Frauen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren - genau 49 Prozent - spricht von einem höheren zeitlichen Aufwand, den sie bei der Kinderbetreuung haben. 39 Prozent beurteilen die Aufteilung dieser Arbeit mit ihrem Partner als weniger oder gar nicht gerecht.

"Das war vor der Krise bereits so und ist durch diese noch mehr geworden. Halbe-Halbe ist noch immer nicht bei vielen Männern angekommen", zitiert Meinungsforscherin Christina Matzka eine der Befragten. "Als Frau musst du funktionieren. Du musst die Kinder betreuen, den Haushalt machen, einkaufen, Wäsche waschen, arbeiten gehen. Wie es der Frau dabei geht, ist der Gesellschaft egal", sagte eine andere. "Wenn man sie fragt, sagen Frauen klar, was Sache ist", sagt Matzka selbst. Und: "Krisen verbessern Ungleichheiten nicht, sie verstärken sie."

Mehr als zwei Drittel der Frauen beurteilen folglich die öffentliche Unterstützung bei der Mehrfachbelastung durch Arbeit, Kinderbetreuung und Haushalt weniger oder gar nicht gut. Frauen würden vom meist männlichen Regierungsquartett bei Corona-Pressekonferenzen nicht berücksichtigt. "Man muss den Frauen zuhören", richtet SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek ÖVP- und grünen Ministern aus.

Liste an Forderungen

Heinisch-Hosek zählt eine ganze Latte an Forderungen auf, die die SPÖ im Nationalrat umsetzen möchte. Es brauche ein Paket für Alleinerziehende, eine Unterhaltsgarantie, die Aufstockung des Arbeitslosengeldes von 55 auf 70 Prozent Nettoersatzrate, eine deutliche Aufstockung der drei Mal 50 Euro für Mindestsicherungs- und Sozialhilfebeziehende aus dem Familienhärtefonds, die Arbeitszeit müsse von acht auf sechs Stunden verkürzt werden, dann blieben acht Stunden fürs Schlafen und 10 statt heute acht für Freizeit und Familienarbeit übrig. Einkommen bis zu 1700 Euro sollten steuerfrei bleiben.

"All das haben wir im Nationalrat bereits eingebracht - und es wurde von den Regierungsparteien abgeschmettert", sagt Heinisch-Hosek. "Frauen fühlen sich vollkommen im Stich gelassen. Sie haben es satt, an der Nase herumgeführt zu werden."

Sorge um den Arbeitsplatz

Die Sorgen sind beträchtlich: 34 Prozent der Frauen haben Angst um ihren Arbeitsplatz, besonders jene in Kurzarbeit mit 45 Prozent. Bei jenen mit einer Matura oder höherer Bildung sind es 47 Prozent. "Vermutlich, weil diese Arbeitsplätze jetzt stark gefährdet sind", mutmaßt Matzka.

Auch Alleinerzieherinnen liegen bei dieser Angst mit 44 Prozent über dem Durchschnitt. 82 Prozent vermissen die öffentliche Unterstützung angesichts der Mehrfachbelastung, sonst sind dies 60 Prozent der Frauen. Auch die wirtschaftliche Belastung spüren sie mit 75 Prozent (sonst 60 Prozent) deutlicher.