Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat in einer Videogrußbotschaft zum virtuellen "Fest der Freude" anlässlich des Kriegsendes vor 75 Jahren ein "Bekenntnis zu Grund- und Freiheitsrechten, zu Rechtsstaatlichkeit, zu Demokratie und zu Solidarität" eingemahnt. Dieses bildet das Fundament "unseres Österreichs". Grußbotschaften aller vier Alliiertenvertreter begleiteten das Gedenken der Republik an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mahnte eine "Kultur der Erinnerung" ein.
Zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs schreiben die Zeitungen am Samstag:
"Süddeutsche Zeitung" (München):
"Sein wichtigster Satz kam beiläufig daher: Zum 75. Jahrestag des Kriegsendes sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Deutschen dürften für vieles dankbar sein. 'Aber nichts von all dem Guten, das seither gewachsen ist, ist auf ewig gesichert.' Der Krieg ist nun schon so lange her. (...) Wer heute ein 74-jähriger deutscher Großvater ist, kennt Krieg nur aus dem Fernsehen. Steinmeier hat darauf aufmerksam gemacht, was für ein Glück dies ist, historisch gesehen - und darauf, dass gerade dieses Glück auch Gefahren birgt."
"Frankfurter Allgemeine":
"Es ist eine Kunst, im Gedenken an den 8. Mai 1945 ganz gegensätzlichen Erwartungen gerecht zu werden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist das in seiner Rede vor der Neuen Wache in Berlin mit dem Satz gelungen: 'Man kann dieses Land nur mit gebrochenem Herzen lieben.' Das bezog er auf die Verantwortung für millionenfachen Mord, dem durch den Sieg der Alliierten an jenem Tag endlich ein Ende gesetzt wurde. Er lässt sich aber auch auf die Millionen Deutschen beziehen, die Steinmeier erwähnte, die damals ihr Leben oder ihre Heimat verloren, oder auf die Deutschen, die erst Generationen später den 'glücklichsten Moment der Befreiung' erlebten, wie Steinmeier sagte, die friedliche Revolution der Wiedervereinigung."
"Frankfurter Allgemeine" :
"Befreit kann nur jemand sein, der sich selbst befreit. Das war zugleich seine Botschaft an die jüngere Generation, die zu Recht im Mittelpunkt der Rede stand. Denn die Erinnerung an das Kriegsende muss auch diesen Erwartungen gerecht werden: Sie muss sich an die Zweifler und die Gegner des Wegs richten, der damals eingeschlagen wurde, neuerdings auch gegen die Hassprediger, die ihn für eine große historische Verschwörung halten. Ihnen setzte Steinmeier den Satz entgegen: Scheitere Europa, dann scheitere das 'Nie wieder!'. Die apokalyptischen Bilder von damals verleiten paradoxerweise, weil sie so unwirklich wirken, zum Leichtsinn. Dagegen ist das dünne Eis der Corona-Krise schon wieder eine dicke Schicht."
"The Times" (London):
"Wenn die Königin feststellt, 'dass wir immer noch eine Nation sind, die von jenen mutigen Soldaten, Matrosen und Fliegern wiedererkannt und verehrt werden würde', hat das große Bedeutung. Schließlich kommen diese Worte von der Verkörperung der Seele, der Widerstandskraft und der Einheit unseres Landes. Die Queen ist die lebende Verbindung zu einer früheren Prüfung unserer nationalen Entschlossenheit. Sie ist aber auch eine ältere und potenziell gefährdete Frau, die sich zweifellos um die Gesundheit ihres Mannes, ihre eigene, die ihrer Kinder, Enkel und Urenkel sorgt. Man kann sich vorstellen, dass sie - wie andere ihrer Generation - nun vielleicht erstmals mit den Tücken von Skype und Zoom ringt.
Aus all diesen Gründen waren die aufmunternden Worte unseres großartig durchhaltenden Staatsoberhaupts zu diesem Jahrestag höchst willkommen. (...) Dies sind schwierige Zeiten. Zu hören, wie jemand, der alles über Tapferkeit und Gefahr weiß, sagt, dass wir diese Prüfung bestehen werden, bedeutet ungeheuer viel."