Jetzt hat er den Kampf doch verloren, das Ringen mit der heimtückischen
Krankheit, die zu bezwingen der Statistik nach ein Wunder gewesen wäre.
Noch vor ein paar Monaten bei seinem letzten Geburtstag, seinem
Sechsundsiebziger, konnte man wider alle Wahrscheinlichkeiten hoffen, dass ihm das wirklich gelingen könnte. Doch die Hoffnung trog. In den letzten Wochen seines Lebens reihte sich das Geschehen ein in das Übliche.

Herbert Vytiska 1944 - 2020
Herbert Vytiska 1944 - 2020

Wenn ich an den Herbert denke, dann entstehen in mir Bilder von einem
allzeit fröhlichen und optimistischen Mann, jedenfalls wenn man einander traf; von einem Menschen, der umtriebig war bis zum Gehtnichtmehr; und von einem durch und durch politischen Tier.

Sein ganzes Leben lang war er in der Volkspartei verankert, vor allem in der
niederösterreichischen. Nicht als gewählter Mandatar, sondern als
Kommunikationsgenie: am Höhepunkt als Pressechef des legendären Alois
Mock. Warum er das in der Mitte seines Lebens sein ließ, ohne sich in
diesem großen Netzwerk anderswo gesichert einzureihen, das blieb sein
Geheimnis. Und so stieg er damals um in ein neues Berufsleben, ein
unternehmerisches, das ihn von Projekt zu Projekt tragen sollte: von privaten Radiostationen rund um Österreich bis zum Glücksspiel in allen möglichen Regionen zu Land und zu Wasser. Letztlich blieb es immer bei den Projekten.

Irgendwann kehrte er zu seinen politischen Wurzeln zurück. Er organisierte
Gedenkausstellungen, und er schrieb auf der Grundlage penibler Recherchen und seines persönlichen Miterlebens zeitgeschichtliche Bücher.
Wenn ich an den Herbert denke, dann tritt auch seine Familie in meinen
Gesichtskreis: Maria, seine Frau über vier Jahrzehnte, und seine Töchter
Kathi und Vicky. In ihrem gastfreundlichen Haus südlich von Wien waren die
Vytis, wie man sie in herzlicher Zuwendung nannte, ein
Kommunikationszentrum für Freunde und Bekannte. Große Buffets hatten sie immer vorbereitet, es rannte der Schmäh, die Politik war ein wichtiges
Thema. Aber nicht etwa auf Stammtischniveau, dafür war der Herbert zu
professionell, im politischen Denken zu geübt und immer aus ersten Händen
informiert, auch in Zeiten noch, als er das Biotop beruflich längst verlassen
hatte. Auch hatte er zwar seine politische Einstellung, aber er war immer
offen für die Argumente der Anderen.

Jetzt hat der Herbert unsere Welt für immer verlassen. Wie sehr er das mit
dem Glauben an ein Jenseits verbinden konnte und was er sich darunter
vorgestellt haben könnte, ist mir nicht klar. Aber es soll hier angesprochen
werden, war er doch mit seiner Familie ein allsonntäglicher Kirchgänger und
ganz allgemein ein praktizierender Katholik, wie man das früher nannte.
Adieu Herbert, deine Freunde werden dich nicht vergessen.